DAS QUARTAL 4.2014 - page 24

DAS QUARTAL 4.14
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THEmEN Im FokUS
Gesamtwirtschaft liegen dabei deutlich
über dem Potenzialwachstum des BIP
(für Deutschland: deutlich über ca. 1,5 %),
gleichzeitig liegen die Inflationsraten nahe
oder sogar über der Schwelle für Preis-
niveaustabilität von 2 %. Durch die kon-
junkturelle Dynamik hierzulande ergibt
sich im Szenario darüber hinaus letztlich
auch, dass das Wirtschaftswachstum der
gesamten Euro-Zone durch den Motor
Deutschland ebenfalls angetrieben wird
und dies auch weltwirtschaftliche Dynamik
entfalten kann.
Wie sind die aktuellen Entwicklungen ein-
zuordnen?
Der Konjunkturoptimismus für Deutsch-
land hat in den letzten Wochen deutliche
Dämpfer erhalten. Die Wachstumsprogno-
sen vieler führender Wirtschaftsforscher
für Deutschland in 2014 sind von teilweise
über 2 % auf inzwischen noch 1,5 % oder
darunter angepasst worden. Hintergrund
ist die sprunghafte Zunahme politischer
Spannungen bis hin zu kriegerischen Aus-
einandersetzungen sowie die neuerliche
konjunkturelle Schwäche in der gesamten
Euro-Zone. Die von uns an dieser Stelle zu-
vor geäußerte Skepsis bezüglich besserer
Wachstumsaussichten für Deutschland
in diesem Jahr war also offenbar berech-
tigt. Zudem trüben sich aktuell nicht nur
die Gradmesser für die tatsächliche wirt-
schaftliche Aktivität, sondern erstmals vor
allem auch die Stimmungsindikatoren teils
deutlich ein. So ist etwa der viel beachtete
ifo-Index zuletzt fünfmal in Folge zum Teil
kräftig zurückgegangen. Auch das bislang
unbeirrt robuste GfK-Konsumklima war
im August und September zweimal in Fol-
ge rückläufig. Insgesamt mehren sich die
Anzeichen dafür, dass ein konjunkturelles
Boom-Szenario Motor Deutschland auch
weiterhin ausbleiben wird.
Auch der Kapitalmarkt scheint derzeit die-
ser Auffassung anzuhängen und sie in eine
verhaltene Kursdynamik umzusetzen. So
konnte sich der DAX seit dem Einbruch
Ende Juli zwar zwischenzeitlich wieder er-
holen, ist inzwischen aber wieder deutlich
gefallen. Trotz fortbestehenden Anlagenot-
stands spiegelt sich das Szenario insofern
auch an den Kapitalmärkten immer weni-
ger wider. Es bleibt in unserer Einschätzung
deutlich weniger wahrscheinlich als die zu-
vor beschriebenen Hauptszenarien.
Was ist unter dem Szenario Euro-Crash
zu verstehen?
Dieses Szenario geht von einer neuerlichen
Verschärfung der Euro-Krise aus. In diesem
Zuge kommt es wieder zu akuten Befürch-
tungen vor einem Auseinanderbrechen der
Euro-Zone. Infolgedessen erhalten die eu-
ropäischen und internationalen Fluchtwäh-
rungen erheblichen Wechselkursauftrieb.
Der tatsächliche Zusammenbruch des ge-
meinsamen Währungsraums führt dann
auch zu einem konjunkturellen Einbruch,
der über denjenigen von 2009 noch weit
hinausgeht.
Wie sind die aktuellen Entwicklungen ein-
zuordnen?
Zuletzt haben sich die Anzeichen für das
Wiederaufflammen einer Krise in der
Euro-Zone wieder vermehrt. Nicht nur die
schleppende Konjunktur oder die fast zum
Stillstand gekommenen Reformbemühun-
gen in vielen Peripherie- und Kernstaaten
zählen hierzu, sondern etwa auch die zu
Hochzeiten der Krise viel beachteten und
inzwischen kaum noch diskutierten Tar-
get2-Salden. Diese messen u. a. Kapital-
bewegungen aufgrund von Befürchtungen
über einen möglichen Euro-Austritt von
Mitgliedsländern und sind in den letzten
zwei Jahren rapide gesunken. Zuletzt hat
sich dieser Rückgang aber nicht weiter
fortgesetzt, teils kam es wieder zu Steige-
rungen – mögliche erste Anzeichen einer
neuerlichen Krisenverschärfung. Auch die
jüngste Ausweitung der Krisenmaßnah-
men seitens der EZB deutet hierauf hin.
Insgesamt bleibt es aber vorerst bei einer
bloßen Eintrübung der Gemengelage ohne
allzu konkrete Drohpotenziale. Gleichwohl
verdeutlicht diese Entwicklung, dass auch
dieses Szenario weiterhin zu beobachten
ist.
Das Szenario Euro-Crash bleibt aus Sicht
der quirin bank aber trotz alledem das mit-
telfristig am wenigsten wahrscheinliche
Szenario.
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quirin bank AG
oliver Deparade
Honorarberater,
stv. Abteilungsdirektor
NL Hannover
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