DAS QUARTAL 4.2014 - page 14

DAS QUARTAL 4.14
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Themen im Fokus
Mediation: alle Interessen
austarieren
Viele Streitigkeiten mit Geschäftspartnern oder Mitarbeitern landen vor Gericht.
Das ist teuer, zeitaufwendig und nervenaufreibend. Oft könnten die
Konfliktparteien auch gemeinsammit einem neutralen Mittler
eine zufriedenstellende Lösung finden.
Text: Angelika Knop
F
ür ihre neueDiagnosemethode benötigte
die süddeutsche Uniklinik ein spezielles
Gerät. Der Auftrag zur Herstellung ging im
Rahmen einer Lizenzvereinbarung an einen
kleinen Mittelständler. Die technische Zu-
sammenarbeit lief gut, doch atmosphärisch
gab es Störungen. Wurde das Produkt auf
Messen und Kongressen präsentiert, fühlten
sich die Forscher nicht ausreichend genannt
und gewürdigt. Also entschied die Rechts-
abteilung der Klinik, die unbefriedigende
Geschäftsbeziehung nach dem Auslaufen
der Lizenz nicht fortzusetzen. Das wäre je-
doch für beide Seiten von Nachteil gewesen:
Für den Hersteller stand die wirtschaftliche
Existenz auf dem Spiel, die Uniklinik hätte
viel Zeit und Geld in die Suche nach einem
neuen Partner investieren müssen.
Konflikt einvernehmlich lösen
In dieser schwierigen Situation wandte
die Leiterin der Forschergruppe sich an
die Mediatorin Beate Rau. „Ich sollte alle
Beteiligten an einen Tisch bringen und ih-
nen helfen, den Konflikt einvernehmlich zu
lösen – ohne Druck von außen und ohne
Gerichtsverfahren“, erzählt die Inhaberin
des Büros für Konzeption und Kommuni-
kation in Tübingen. Einer Mediation müssen
alle Parteien zustimmen, sie ist ergebnis-
offen, vertraulich und klar strukturiert: Als
ihr Auftrag geklärt war, ließ sich Beate Rau
die Streitpunkte und Anliegen beider Seiten
darlegen. Danach erkundete sie die Inter-
essen und Hintergründe: „Alle verstanden
schnell, dass das Kernproblem die Krän-
kung war und die Sache eskalierte, weil
man nicht miteinander geredet hatte.“ Nach
dieser Erkenntnis diskutierten die Konflikt-
partner mögliche Lösungen und einigten
sich schließlich auf eine schriftliche Verein-
barung. Die fixierte nicht nur, wer welchen
Anteil an der öffentlichen Darstellung hat,
sondern auch, wie man sich künftig regel-
mäßig per Mail, am Telefon oder bei Tref-
fen verständigt. Nach drei mehrstündigen
Gesprächsrunden innerhalb von sechs
Wochen wurde die Lizenz verlängert. „Das
war intensiv, aber gemessen an dem, was
auf dem Spiel stand, sehr effizient“, meint
Beate Rau.
Wer mit einer Mediation startet, sobald
erste Probleme erkennbar sind, spart viel
Ärger, Zeit und Geld. Schon bevor Konflikte
offen ausbrechen, kosten sie Kraft, Mitar-
beiter und Aufträge. Der Wirtschaftsver-
band „Unternehmerschaft Düsseldorf und
Umgebung“ hat Beispielfälle berechnet. Er
kam etwa auf jährlich 66.000 Euro, die es
einen Viermannbetrieb kostet, wenn der
Chef sich nicht ans Ordnungs- und Abla-
gesystem hält. Das verursacht Zusatzar-
beit, nimmt Zeit zur Auftragsakquise und
demotiviert durch ständigen Frust. Landet
ein Streit vor Gericht, hängen die Verfah-
renskosten vom Streitwert ab. Bei 10.000
Euro muss man mit 2.000 bis 4.000 Euro
rechnen, bei 100.000 Euro mit dem Dreifa-
chen – in erster Instanz und ohne Gutach-
ten oder Spesen. Wird ein Mediator einge-
schaltet, lassen sich Probleme mit wenigen
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