DAS QUARTAL 4.2014 - page 15

DAS QUARTAL 4.14
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THEmEN Im FokUS
mEDIATIoN
Das müssen Sie wissen
Qualifizierte Mediatoren findet man in den Verzeichnissen der Fachverbände BAFM, BM, BMWA, DGM
oder DACH. Häufig besitzen sie Spezialkenntnisse in Branchen oder Rechtsgebieten. Auch viele Anwälte
oder Steuerberater haben eine Zusatzausbildung zum Mediator absolviert und können entsprechend
für ihre Mandanten tätig werden. Die Stundensätze für Wirtschaftsmediation liegen zwischen 150 und
400 Euro. Wer Bedenken hat, dass er sich durch die Mediation schlechterstellt als vor Gericht, kann sich
zusätzlich von einem Anwalt juristisch beraten und vor Abschluss eine Vereinbarung prüfen lassen.
Wichtig: Ein Berater darf nicht in der gleichen Sache als Mediator tätig werden.
Treffen für einen Tagessatz zwischen 1.250
und 2.250 Euro lösen.
Gemeinsam Alternativen finden
„Mediation dauert nicht annähernd so lange
wie ein Prozess, ist viel günstiger und im
Ergebnis oft für beide Parteien besser“, sagt
Stella Hoepner-Fillies, Baumediatorin im
brandenburgischen Falkensee. Trotzdem
landet jedes dritte bis fünfte Bauverfahren
vor Gericht und endet mit einem für beide
Seiten unbefriedigenden Vergleich. „Eine
Mediation vorzuschlagen, wird im Bau oft
als Zeichen von Schwäche gesehen“, so
die Diplom-Ingenieurin. „Aber das ist ein
Irrtum. Der Klügere gibt nicht nach, er ver-
handelt selbst.“ Mediatoren fällen keinen
Schiedsspruch, sie führen durchs Verfah-
ren und sind jeder Partei gleichermaßen
verpflichtet. „Wenn wir die Interessen er-
mitteln, steht oft am Flipchart rechts und
links dasselbe. Und plötzlich versteht man,
dass auch der andere den Ruf wahren und
sein Geld bekommen möchte.“
Wieder mit mehr Spaß arbeiten
So erarbeiten die Parteien selbst Vorschlä-
gen und Lösungen – und die können da-
bei ziemlich kreativ werden. Statt Geld gibt
oder nimmt man dann etwa Aufträge, Land
oder Bauholz, eventuell auch im Tausch.
Man treibt den Partner nicht in die Insol-
venz, sondern setzt die Geschäftsbezie-
hung fort. „Oft lachen sie bei der Mediation
zum ersten Mal wieder miteinander“, freut
sich Stella Hoepner-Fillies.
Mehr Freude an der Arbeit hat jetzt auch
Ralf Glowatzki, Gesellschafter und Ge-
schäftsführer der Union Bau- und Ver-
kehrstechnik GmbH in Gelsenkirchen. Seit
30 Jahren ist er im Bau tätig. „25 Jahre
davon habe ich mit harten Bandagen ge-
kämpft, aber es hat mich nicht zufriedener
gemacht“, sagt er. Also absolvierte er eine
Ausbildung zum Mediator und wendet die
Prinzipien in der eigenen Firma an: zuhören
und gemeinsam Lösungen finden. Seine
acht Mitarbeiter scheinen das zu schät-
zen. Krankenstand und Unfallrate sind
niedrig, der Bauleiter eines Auftraggebers
hat ihm mal gesagt: „Ich fahre gerne auf
Ihre Baustellen, weil die Mitarbeiter offen
und freundlich sind.“ Bauherren schickt
Ralf Glowatzki nicht wie branchenüblich
Nachtragsforderungen mit der Drohung,
dass die Arbeiten erst nach Auftragser-
teilung weitergehen. Sondern er stellt die
offene Frage: Was sollen wir tun, damit wir
Ihr Bauziel erreichen? So ist er mindestens
ebenso erfolgreich wie früher – aber er und
seine Kunden fühlen sich besser.
Mit Mediation lassen sich viele Streitig-
keiten lösen, innerhalb eines Betriebs und
auch zwischen Unternehmen und ihren
Auftraggebern. Über diese Alternative soll-
te man jedoch möglichst früh nachdenken.
„Leider kommt die Mediation oft erst sehr
spät ins Spiel“, beobachtet Beate Rau, die
häufig auch bei Teamkonflikten gerufen
wird, immer wieder. „Und je mehr Schaden
bis dahin entstanden ist, desto länger dau-
ern die Aufräumarbeiten.“
Quelle: TRIALOG,
Das Unternehmermagazin
Ihrer Berater und der DATEV, Herausgeber: DATEV eG,
Nürnberg, Ausgabe 04/2014
Frank Kurowski
Stormstr. 1a
29664 Walsrode
Tel.: 0 51 61 - 787 25 85
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