DAS QUARTAL 4.2014 - page 9

DAS QUARTAL 4.14
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Themen im Fokus
S
o ein Termin erfreut den Firmenkunden-
berater. ZumKreditgespräch in der Bank
erschien Christian Schwarz gut vorbereitet
und lieferte das, was Finanziers sehen wol-
len: einen nachvollziehbaren Businessplan,
eine durchdachte Strategie und belastbare
Planzahlen, die überzeugend den Erfolg
des neuen Wachstumskurses darlegen.
Außerdem dokumentierte Schwarz, wie er
mit eigenem Kapital ins unternehmerische
Risiko gegangenwar –und demonstrierte so
eindrucksvoll, dass er an seineGeschäftsidee
glaubt. Er hatte den insolventenBademoden-
hersteller Palm Beach aus Bad Abbach bei
Regensburg übernommen, der trotz voller
Auftragsbücher in Liquiditätsschwierigkeiten
geraten war. Jetzt kümmert sich Schwarz
als Geschäftsführer der PB Bade- und Frei-
zeitmode GmbH um Finanzen, Controlling
sowie IT und schaffte es, die Hausbanken
wieder ins Boot zu holen: „Wir haben solide
Planbilanzen vorgelegt, die zusammen mit
einem Steuerberater- und Wirtschaftsprü-
ferbüro ausgearbeitet wurden.“
Seine Zahlen überzeugten. Schwarz prä-
sentierte den Banken einen festen Kun-
denstamm sowie einen hohen Auftrags-
bestand. Mit der Wachstumsfinanzierung
im einstelligen Millionenbereich will das
Traditionsunternehmen seine Marktstel-
lung ausbauen. Durch die Übernahme
eines neuen Geschäftsbereichs wird sich
der Jahresumsatz des 80-Mann-Betriebs
von 3,5 Millionen Euro bis 2015 verdoppeln.
„Sandalen und Badeschuhe ergänzen das
Sortiment perfekt“, argumentiert Schwarz.
Um die Banken dauerhaft im Boot zu hal-
ten, steht er regelmäßig mit ihnen in Kon-
takt: „Wir liefern zeitnah Geschäftszahlen
und berichten über aktuelle Entwicklun-
gen im Unternehmen oder Veränderungen
im Markt.“ Zudem baut er die Systeme in
Buchhaltung und Rechnungswesen weiter
aus, um leichter quartalsweise ein aktuelles
Reporting für den 80-Mann-Betrieb erstel-
len zu können: „Das ist auch für uns wichtig,
um zu wissen, wo wir stehen.“
Glaubwürdige Planung liefern
Wie Schwarz haben jetzt viele Mittel-
ständler die Chance, sich zu günstigen
Konditionen zu finanzieren. „Nach der Kri-
se besinnen die Banken sich wieder auf
das Kreditgeschäft und buhlen um gute
Kunden“, so Professor Jürgen Singer, In-
haber des Lehrstuhls Bankwesen an der
Universität Leipzig. Um frisches Geld zu
bekommen, müssen Firmenchefs aber
hohe Anforderungen an Reporting und
Planung erfüllen. Kreditinstitute erwarten
nämlich nicht nur gute Bilanzkennzahlen
bei Umsatzrentabilität, Liquiditätsgrad,
Eigenkapitalquote oder Cashflow, die ma-
schinell ausgewertet und dann in einem
Branchenvergleich gewichtet werden. Sie
hinterfragen verstärkt die Planungsfähig-
keit eines Unternehmens. Sie klopfen ab,
ob das angestrebte Umsatzplus realistisch
ist, und verlangen auch unterjährig aktuel-
le Geschäftszahlen, um Prognosen über-
prüfen zu können. Betriebswirtschaftliche
Auswertungen (BWA) sollten daher immer
auf dem neuesten Stand sein.
Außerdem werden die Zukunftsaussichten
einer Firma wichtiger. Wer Fragen zu Ge-
schäftsmodell, Strategie, Produkten und
Märkten überzeugend beantwortet, hat bei
der Kreditanfrage bessere Karten. „Die Ban-
ken spielen Szenarien durch, um zu wissen,
bis zu welchem Umsatzrückgang sich das
Geschäftsmodell trägt“, nennt Josef Fi-
scher, Professor für Betriebswirtschaft mit
Schwerpunkt Finanzen an der Technischen
Hochschule Nürnberg, ein Beispiel für das
neue Denken.
Risikomanagement verbessern
Firmenchef Schwarz kann diesen Para-
digmenwechsel bestätigen. Als Vorsitzen-
der des Regionalkreises Rheinhessen des
Verbands Die Familienunternehmer spricht
CHECKLISTE
Auf diese Punkte legen Banker großen Wert
Wer Fragen zu Geschäftsmodell,
Strategie, Produkten und Märkten
überzeugend beantwortet, hat bei der
Kreditanfrage bessere Karten.
„Die Banken spielen Szenarien durch, um
zu wissen, bis zu welchem Umsatzrück-
gang sich das Geschäftsmodell trägt.“
ZAHLEN:
• Kennzahlen zur Vermögens- und Ertrags-
sowie zur Finanzlage
• Cashflow-Analyse
• Bilanzpolitik
• Kontodatenanalyse
• Planungsrechnungen für das laufende und Folgejahre, etwa Planbilanz und -GuV,
Umsatz-, Kosten-, Erlös- und Cashflow-Planung
FÜHRUNG:
• Management, Nachfolgeregelung und Notfallvorsorge
• Unternehmensplanung, Controlling und
Risikomanagement
• Informationsverhalten gegenüber der Bank
POSITIONIERUNG:
• Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells
• Marktstellung und Preisgestaltung
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