THEMEN IM FOKUS
DAS QUARTAL 2.13
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grundsätzlich infrage. Zudem muss sich
Zypern im Rahmen der Beschlüsse einem
harten Spar- und Reformkurs unterziehen,
von dem die Beobachter an den Finanz‑
märkten ähnlich herbe konjunkturelle Rück-
schläge wie in Griechenland oder Spanien
erwarten. Mittel- bis langfristig könnte das
Modell Zypern aber aus den genannten
Gründen durchaus zu einer weiteren Beruhi-
gung in der Euro-Zone beitragen.
Dass selbst Euro-Krisen-Musterknaben nicht
vor Rückschlägen gefeit sind, zeigt das Bei-
spiel von Portugal. Zu wirklichen Marktun-
ruhen ist es im Zuge der Ablehnung großer
Teile des beschlossenen Reformpakets
durch das portugiesische Verfassungsge-
richt zwar nicht gekommen. Die Entwick-
lungen der letzten Wochen senden aber ein
verstimmendes Signal in Richtung der Kapi-
talmärkte. Denn für Portugal war angesichts
sich entspannender Zinssätze bereits die re-
guläre Rückkehr an die Märkte für europä-
ische Staatsanleihen vorbereitet worden. Ein
Unterfangen, das sich nun zumindest deut-
lich verzögern dürfte. Auch an diesem Bei-
spiel zeigt sich: Die Krise der Euro-Zone hat
zwar ökonomische Symptome und Auswir-
kungen, ist im Kern aber eine politische Kri-
se: Schon sicher geglaubte Erfolge können
durch gegenläufige politische Entwick-
lungen jederzeit konterkariert werden. Und
mit Slowenien und Malta stehen zu allem
Überfluss auch noch unmittelbar weitere
Kandidaten für neue Rettungspakete bereit.
Fazit.
Die Krise der Euro-Zone bleibt damit
– wie von uns erwartet – auch 2013 ein we-
sentlicher Faktor für die Entwicklung an den
weltweiten Finanzmärkten. Die grundlegen-
den (wirtschafts-)politischen Probleme sind
keineswegs gelöst und bahnen sich immer
wieder ihren Weg an die Oberfläche der öf-
fentlichen Aufmerksamkeit. Es gilt daher auch
weiterhin, die mit einer solchen Entwicklung
einhergehende Unsicherheit und Volatilität
an den Finanzmärkten bei der Kapitalanlage
zu berücksichtigen. Und doch ist etwas an-
ders: Die ganz große Panik ist trotz Politcha-
os in Italien, trotz Bankenzerschlagung in
Zypern und trotz Rückschritten in Portugal
bisher ausgeblieben. Der Draghi-Effekt wird
von den Entwicklungen der letzten Woche
zwar überdeckt, aber er ist nicht ganz ver-
schwunden. Ähnlich wie in den USA mit ih-
rem eigenen Potpourri an wirtschaftspoli-
tischen Baustellen wird die Zentralbank der
Euro-Zone von den Finanzmarktteilnehmern
inzwischen offenbar ebenso als letzte, alles
rettende Instanz bewertet. Die ganz große
Angst vor dem Auseinanderbrechen der Ge-
meinschaftswährung tritt damit ökonomisch
in den Hintergrund – politisch bleibt sie aber
dennoch alles andere als ausgeschlossen.
Durchblick im Index-Dschungel
von Kai Hattwich (Portfoliomanagement)
Heute möchten wir mit Ihnen zusammen die
Welt, nein den Dschungel der Indizes anse-
hen. Für fast alles hat die Finanzwelt inzwi-
schen einen Index – mindestens. Die meisten
übrigens im Aktienbereich, den wir uns da-
her genauer ansehen werden. Allein in der
Anlageklasse der Aktien gibt es Indizes, die
Länder, Regionen oder die ganze Welt abde-
cken. Für Letztere wahlweise als entwickelte
Welt (ohne die Emerging Markets), als kom-
plette Welt oder sogar als Welt inklusive Ne-
benwerten. Auch einzelne Länder können
mit mehr als nur einem Index abgebildet
werden. Nehmen wir einmal Deutschland.
Hier gibt es neben dem DAX für die großen
Unternehmen noch den MDAX und den
SDAX. Weitere Indexanbieter sorgen für eine
noch größere Auswahl und fügen den MSCI
Germany oder den Stoxx Germany Total
Market hinzu.
Für Anleger, die nicht auf Länder setzen
möchten, gibt es Indizes auf Sektoren, wie
beispielsweise den Automobilsektor oder die
Versorger. Um die Verwirrung komplett zu
machen, gibt es noch neue Indizes, soge-
nannte Smart Beta Indizes.
Und alle Indizes gibt es als Kurs- oder Per-
formanceindex, Letzteren in den Varianten
vor und nach Steuern. Wenn Sie nun verwirrt
sind, ist das nur natürlich. Auf den folgenden
Seiten werden wir Ihnen die wichtigsten Fak-
ten zum Thema Indizes näherbringen. Die
gute Nachricht für uns als Investoren: Viele
Indizes können wir getrost ignorieren. Le-
diglich über ETFs investierbare Indizes sind
für uns wichtig.
Kurs- und Performanceindizes.
Die meisten
bekannten Indizes werden als sog. Kurs‑
indizes berechnet. Egal ob der S&P 500, der
MSCI World, oder der französische CAC40 –
in ihren bekannten Varianten sind sie alle
Kursindizes. Bei der Berechnung kommt es
– wie der Name schon sagt – nur auf die
Kursentwicklung der im Index enthaltenen
Wertpapiere an. Kursindizes eignen sich
daher insbesondere, um Bewertungs‑
niveaus über den Zeitverlauf miteinander
zu vergleichen. Das Gegenstück hierzu ist
der Performanceindex. Der DAX ist in seiner
Standardform ein Performanceindex. Bei
der Berechnung werden auch ausgeschütte-
te Dividenden berücksichtigt und so behan-
delt, als wären sie wieder in Aktien investiert
worden. Damit eignet sich ein Performance-
index sehr gut, um die tatsächliche Wert‑
entwicklung einer Investition zu bestimmen.
Jeder Aktienindex wird auch als Performance-
index berechnet – auch wenn diese Variante
nicht immer die bekannte ist. Häufig gibt es
sogar zwei Berechnungsarten für Perfor-
manceindizes. Die erste Methodik berechnet
einen Performanceindex so, als ob die kom-
pletten Dividenden ohne Abzüge vereinnah-
mt würden – im Englischen spricht man von
gross return (GR) oder total return (TR). Die
zweite Methodik berücksichtigt dagegen ei-
nen fiktiven Steuersatz und vereinnahmt
nicht die kompletten Dividenden. Diese Me-
thode wird als net return (NR) oder total re-
turn net (TRN) bezeichnet.
Ob es uns gefällt oder nicht, der DAX – des
deutschen Anlegers liebster Index – ist ein
Außenseiter. Alle anderen bekannten Indizes
sind Kursindizes.
Klassische Indizes. ‌
Nachdem wir uns die
Unterschiede der Indexberechnung angese-
hen haben, können wir uns nun mit ihrer Ge-
staltung beschäftigen. Auch im Bereich der
Indizes gab es eine Evolution. Früher wurden
viele Indizes nach der reinen Marktkapitali-
sierung gewichtet – jedes Unternehmen
wurde relativ zu seinem aktuellen Börsen-
wert berücksichtigt. Dies ist jedoch proble-
matisch, da sich teilweise große Aktienbe-
stände in den Händen von Familien oder
institutionellen Investoren befinden und
nicht über die Börse käuflich sind. Heute
werden Indizes zwar noch immer nach der
Marktkapitalisierung gewichtet, jedoch nur
mit dem Teil, der börslich gehandelt werden
kann. Man spricht in diesem Zusammen-
hang von free float market cap.
Diese Art der Indexgewichtung wird allge-
mein als Referenz zur Abbildung von Märk-
ten, egal ob Länder, Regionen oder Sek-
toren, gesehen. Sie ist relativ einfach und
trägt dem Börsenwert der Unternehmen
Rechnung.
MSCI World in US-Dollar
Performanceindex net return versus Kursindex
5 Jahre (indexiert)
Quellen: MSCI, eigene Darstellung, Stand:
12.04.2013, 13:20 h
Frühere Wertentwicklungen sind kein verläss-
licher Indikator für die Zukunft. MSCI-World-
Investments können auch infolge von Schwan-
kungen diverser Währungen fallen und steigen.
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