DAS QUARTAL 3.2016 - page 22

DAS QUARTAL 3.16
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Themen im Fokus
Aktives Wertpapiermanagement
gefährdet Ihre Ruhestandsplanung
Text: Prof. Dr. Stefan May (Leiter Vermögensverwaltung)
A
ltersvorsorge und Ruhestandsplanung
sind im Begriff, zum Megathema des
Jahres 2016 zu werden. Trotz aller Unter-
schiedlichkeit der diversen Beiträge und
Vorschläge zu diesen Themen beginnt sich
ein allgemeiner Konsens abzuzeichnen: Vor
allemwegen der anhaltend niedrigen Zinsen
sollten Anleger – speziell in Deutschland –
mehr als bisher in Aktien investieren.
Aktien als Ausweg aus dem Zins-
Dilemma? Ja, aber …
Sosehr wir der Empfehlung, verstärkt auf
Aktienanlagen zu setzen, im Grundsatz zu-
stimmen können, kommt in der gesamten
Diskussion nach unserer Überzeugung ein
Aspekt zu kurz: nämlich die Frage nach
der konkreten Umsetzung. Offenbar glaubt
man, dass es allein damit getan ist, die
Bundesbürger und Sparer endlich davon
zu überzeugen, dass Aktien ein wichtiger
Vermögensbaustein sind. Die letztlich ent-
scheidende Frage nach der Qualität der
Anlagestruktur wird dabei sträflich ver-
nachlässigt.
Sträflich deshalb, weil sich eine Missach-
tung des Qualitätsaspekts bzw. eine dies-
bezügliche Blauäugigkeit als fataler Fehler
erweisen kann. Unsere Analysen zeigen,
dass falsch strukturierte Aktienanlagen
nicht nur zur Enttäuschung von Erwartun-
gen führen können, welche vielleicht von
vorneherein zu hoch gesteckt waren. Eine
falsche Anlagestruktur hat auch das Po-
tenzial, den ohnehin nicht gerade rosigen
Zustand der Altersvorsorge in Deutschland
sogar noch zu verschlimmern. Mit anderen
Worten: Unsachgemäß strukturierte Akti-
enanlagen sind eine große Gefahr für jede
Ruhestandsplanung.
Doch was ist eigentlich gemeint, wenn wir
von einer falschen oder richtigen Aktien-
anlage sprechen? Sicherlich nicht, ob man
mit seiner Anlage genau in den Markt, die
Anlagekategorie oder gar in die eine Aktie
investiert hat, welche(r) mehr oder weniger
zufällig besonders gut gelaufen ist. Diese
Frage entscheidet sich erst im Nachhin-
ein und es ergeben sich daraus keinerlei
Anhaltspunkte, wie Aktienanlagen für die
Zukunft sinnvoll strukturiert sein sollten.
Wesentlich hilfreicher ist hierbei die unab-
hängige wissenschaftliche Forschung. Als
Ergebnis eines beispiellosen, über 60 Jahre
andauernden Zusammenspiels aus theo-
retischer und empirischer Finanzmarkt-
analyse stehen dem Anleger mittlerweile
klare und wissenschaftlich begründete
Anlagegrundsätze zur Verfügung, welche
eine richtige und somit zielführende Akti-
enanlage kennzeichnen. Diese Grundsätze
werden von unabhängigen Fachleuten un-
termauert und markieren eine klare Trenn-
linie zwischen Spekulation und Investition.
Die Beherzigung dieser Grundsätze ist eine
wesentliche Voraussetzung für den lang-
fristigen Erfolg einer effizienten Aktien­
strategie – insbesondere wenn es dabei
um Ruhestandsplanungen geht.
Problematik des aktiven Wertpapier-
managements
Eine qualitativ hochwertige Wertpapier­
anlage sichert die Teilhabe an der Innova-
tionskraft und Produktivität internationaler
Märkte, Regionen und Unternehmen. Die
Wertzuwächse, die mit einer solchen Anla-
ge eingefahren werden können, sind nichts
anderes als Entlohnungen oder Prämien,
die der Markt für die Überlassung des ent-
sprechenden Risikokapitals zur Verfügung
stellt. Insbesondere haben sie nichts, aber
auch gar nichts mit irgendwelchen mys-
tischen Prognosetalenten oder der be-
rühmten Nase für den Markt besonders
begnadeter Portfoliomanager oder Invest-
mentstrategen zu tun.
Allein aus dieser Erkenntnis folgt: Für eine
langfristig und nachhaltig erfolgreicheWert-
entwicklung verbieten sich klassische
aktiv gemanagte Finanzanlagen, die letzt-
lich auf unsicheren Prognosen aufbauen
und daher im Grunde spekulativen Charak-
ter haben. Dies vor allem aus zwei Grün-
den: Sie sind wesentlich teurer und zudem
deutlich riskanter als Anlagen, welche nach
wissenschaftlichen Kriterien strukturiert
und verwaltet werden. Die Unterschiede
machen sich vor allem langfristig bemerk-
bar. Kurzfristig fallen sie häufig nicht so
stark ins Gewicht bzw. werden in ihrer
Wirkung unterschätzt. Auf die lange Sicht
jedoch – und genau dies ist ja beim Thema
Altersvorsorge entscheidend! – wirken sich
selbst kleine Unterschiede verheerend aus,
insbesondere bei den Kosten!
Eine beispielhafte Ruhestandsplanung
Um die Problematik zu verdeutlichen, skiz-
zieren wir beispielhaft die Situation eines
Anlegers, der sich mit seinem Wertpapier-
depot ein auskömmliches Ruhestandsein-
kommen sichern möchte. Wir nehmen an,
er ist 35 Jahre alt und hat ein Monatsein-
kommen von 6.000 €, das er auch als Ru-
heständler mit 65 Jahren genießen möchte.
Da auch anderweitige Versorgungsansprü-
che bestehen, liegt eine sogenannte Ver-
sorgungslücke von nur 3.000 € pro Monat
vor, die mithilfe eines Wertpapierdepots
geschlossen werden soll.
Das Ziel der Wertpapieranlage besteht
somit darin, in 30 Jahren ein Monatsein-
kommen sicherzustellen, das nach dem
Rentenantritt über 20 Jahre hinweg eine
Kaufkraft von 3.000 € gewährleistet. Be-
rechnungen ergeben, dass hierfür bei einer
unterstellten Inflationsrate von 1,0 % ein
Monatsbetrag von 4.049 € nötig ist. Es sind
bereits 150.000 € Vermögen vorhanden
und der Anleger ist bereit, für seine Alters-
versorgung pro Monat 650 € anzusparen.
• Sowohl die private als auch die betriebliche Altersversorgung sollte in Zukunft mehr
auf Aktienanlagen bauen – dies zeichnet sich zu Recht als allgemeiner Konsens ab.
• Bei der Diskussion dieses Themas wird jedoch zu wenig berücksichtigt, dass es
bei Wertpapieranlagen erhebliche Qualitätsunterschiede gibt.
• Eine geeignete Kennzahlenanalyse zeigt, dass der Qualitätsaspekt ein entscheidender
Faktor für den Erfolg von auf Aktien beruhenden Ruhestandsplanungen ist.
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