DAS QUARTAL 3.2015 - page 23

DAS QUARTAL 3.15
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Themen im Fokus
(Un)berechtigte Kritik
Im Laufe der letzten Jahre mussten ETFs
als Anlageinstrumente auch Kritik einste-
cken. Viele Kritikpunkte waren aber mehr
von Unwissen oder vomMarketing der An-
bieter aktiv gemanagter Fonds getrieben.
So wehrt sich die aktive Branche intensiv
gegen die prognosefreie Konkurrenz. Kaum
ein Fondsmanager oder Fondsanalyst, der
sich nicht mit Aussagen zitieren lässt –
eine eindeutige Antwort, ob nun aktives
Management oder prognosefreie Investi-
tionen überlegen seien, würde sich wohl
nicht finden lassen. Ebenso gab es Befürch-
tungen, ETFs würden den Herdentrieb an
der Börse verstärken und zu Falschbewer-
tungen ganzer Sektoren führen. Eigentlich
müssten prognosegetriebene Manager
genau dies begrüßen, denn so entstünden
Gelegenheiten, zu niedrig bewertete Aktien
zu finden und entsprechend davon zu profi-
tieren. Abgesehen davon entfallen auf ETFs
noch nicht einmal 10 % des durch Invest-
mentfonds global verwalteten Vermögens.
Die Befürchtung der negativen Marktbeein-
flussung erscheint vor diesem Hintergrund
rein interessengetrieben. Wenn eine Pro-
duktgattung den Herdentrieb an der Börse
verstärken könnte, dann doch wohl eher
die aktiv gemanagten Fonds, die mit über
90 % Marktanteil rein volumentechnisch
den Fondsmarkt immer noch deutlich be-
herrschen. Das neueste Argument gegen
ETFs ist übrigens die Passivität bei Haupt-
versammlungen. Gegner erheben den Vor-
wurf, dass ETF-Emittenten ihre Stimmrech-
te bei Hauptversammlungen nicht oder nur
sehr selten ausüben und dies zu Problemen
führen würde. Nun ist es zwar richtig, dass
sich Anbieter von ETFs häufig enthalten.
Sie verhalten sich damit aber nicht anders
als viele andere Fondsgesellschaften aus
dem aktiven Segment. Und gemessen an
der Größe der Anteile, die ETFs – verglichen
mit anderen Fonds – am Aktienkapital von
Unternehmen halten, wäre der Einfluss oh-
nehin recht gering.
Andere kritische Einwände hingegen sind
sicher berechtigt. Genannt sei hier exem-
plarisch die Debatte über die Sicherheit
physischer und synthetischer ETFs, die
auch die europäische Regulierungsbehör-
de ESMA beschäftigte. Hintergrund waren
Techniken zum effizienten Portfolioma-
nagement, speziell sog. Swap- bzw. Wert-
papierleihgeschäfte, deren Transparenz
und Sicherheitsgehalt hinterfragt wurde.
In beiden Fällen handelt es sich allerdings
um Praktiken, welche in der gesamten
Fondsbranche üblich sind. Bei aktiven
Fonds werden sie aber in aller Regel nicht
kritisch hinterfragt. Ein Schelm, wer Böses
dabei denkt.
Zudem hat die ETF-Branche hier reagiert,
indem sie transparenter wurde und sich
selbst vielfach engere Grenzen zur Risiko-
minimierung setzte, als der Gesetzgeber
dies tat. Auch wir als Bank haben dieses
Thema aufgegriffen und prüfen regelmäßig
die Verfahrensweisen der einzelnen Anbie-
ter, damit unsere Kunden sich über solche
Themen keine Gedanken machen müs-
sen. Auf der Grundlage dezidierter Quali-
tätstests empfehlen wir für alle relevanten
Anlagesegmente nur die hochwertigsten
ETFs. Auch beim Ausweis der tatsächlich
anfallenden Kosten sehen wir noch Verbes-
serungspotenzial. Diese setzen sich aus
allen Kosten zusammen, welche bei einer
ETF-Investition anfallen und nicht von der
depotführenden Bank abhängig sind. Die
Höhe der Abweichung zwischen ETF und
Indexentwicklung (Differenzrendite oder
auch Tracking Difference) ist der eine Be-
standteil. Die Höhe und Stabilität der Geld-
Brief-Spanne (Spread) beim Handel an der
ANZAHL DER AUF XETRA GELISTETEN ETFS
SORTIERT NACH ANBIETERN
Quelle: Deutsche Börse, eigene Darstellung, Stand: 31. März 2015
ANZAHL DER AUF XETRA GELISTETEN ETFS
nach Art der Indexabbildung und der Ertragsverwendung
Quelle: Deutsche Börse, eigene Darstellung, Stand: März 2015. Physisch = ETF beinhaltet die Aktien des
zugrunde liegenden Index (vollständig oder optimiert). Synthetisch = ETF generiert die Indexentwicklung
mithilfe sog. Swap-Geschäfte. Lesebeispiel: Anzahl synthetischer und gleichzeitig thesaurierender ETFs:
486 Stück.
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