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DAS QUARTAL 3.15
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Themen im Fokus
Forderungsmanagement:
Keiner rutscht durchs Raster
Durch Zahlungsausfälle oder -verzögerungen können selbst starke Unternehmen in
finanzielle Not geraten. Ein vorausschauendes Forderungsmanagement mit der
passenden Software und erfahrenen Dienstleistern hilft dabei, die Liquidität
zu sichern.
Text: Eva Müller-Tauber
I
mGeschäft mit Firmenkunden geht heute
wenig ohne großzügige Zahlungsziele, sie
werden von Auftraggebern zunehmend als
Finanzierungsinstrument genutzt. Auch
Paul Greineder, der mit seiner Frau Margot
Esser-Greineder die Pharmos Natur Green
Luxury GmbH imoberbayerischenUffing am
Staffelsee leitet, räumt daher branchenübliche
Fristen ein. Wer sich aber darüber hinaus
auf seine Kosten zusätzliche Liquidität
verschaffen will und Rechnungen zu spät
oder nicht begleicht, hat schlechte Karten.
Forderungsmanagement und Mahnwesen
desHerstellersvonHeilpflanzenkosmetiksind
straff organisiert. Ein Computerprogramm
informiert bei Ablauf des Zahlungsziels über
nicht beglichene Rechnungen. „Wir mahnen
säumige Schuldner sofort, meistens ohne
vorher anzurufen“, sagt Greineder. „Aus-
nahmen machen wir nur bei langjährigen
Kunden, die wir persönlich kennen.“
Neben diesem konsequenten Vorgehen
gibt es einen weiteren Grund dafür, dass
der Firmenchef bislang kaum Forderungen
über ein Inkassobüro oder einen Rechtsan-
walt eintreiben musste. Eine sogenannte
Delkredereversicherung sichert das Unter-
nehmen bei Warenlieferungen ins In- und
Ausland für den Fall ab, dass jemand nicht
zahlt. Zugleich behält der Kreditversiche-
rer die Bonität der Auftragnehmer im Blick
und prüft die Zahlungsfähigkeit möglicher
Neukunden. Bei einem negativen Ergebnis
gibt es keinen Schutz im Rahmen der Del-
krederepolice. Für Greineder heißt das, kei-
ne Geschäftsbeziehung einzugehen: „Wir
arbeiten nur mit Abnehmern zusammen,
bei denen unser Kreditversicherer grünes
Licht bezüglich deren Zahlungsfähigkeit
gegeben hat.“
Meiden Sie wenig solide Firmen
Wer wie Greineder regelmäßig die Bonität
der Kunden prüft, konsequent Forderungen
eintreibt und sich zudem gegen Zahlungs-
ausfälle absichert, minimiert das Risiko,
durch finanziell angeschlagene Firmen
selbst Liquiditätsprobleme zu bekommen.
Laut der Auswertung „Zahlungsfähigkeit
deutscher Unternehmen“ der Bürgel Wirt-
schaftsinformationen GmbH & Co. KG in
Hamburg vom Frühjahr 2015 bergen der-
zeit 290.000 Betriebe ein sehr hohes Zah-
lungsausfallrisiko. „Durch Forderungsaus-
fälle entstehen Schäden in Milliardenhöhe“,
sagt Geschäftsführer Norbert Sellin, „und
durch Dominoeffekte können weitere Un-
ternehmen in Schieflage geraten.“
Daher rät Bernd Weiß, detaillierte Informati-
onen zur Bonität einzuholen, bevor Firmen
ihren Kunden Zahlungsziele einräumen.
„Die beste Vorsorge gegen Zahlungsaus-
fälle ist, kritischen Kandidaten keinen Kre-
dit zu gewähren oder mitunter ganz auf ein
Geschäft zu verzichten“, so der Professor
für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre,
Finanzwirtschaft und Controlling an der
Hochschule Bochum, der zudem das Ins-
titut für Unternehmensdiagnose (InDiag)
leitet. Und die Rechnung sollte gestellt
werden, sobald die Leistung erbracht ist –
unbedingt unter Beachtung der formalen
Details. „Jede Ungenauigkeit in der Rech-
nung kann der Kunde nutzen, um die Zah-
lung hinauszuzögern oder zu verweigern“,
warnt Weiß. Wer den Auftraggeber kurz vor
Ablauf der Zahlungsfrist telefonisch frage,
ob er mit der Leistung zufrieden sei, schla-
ge zwei Fliegen mit einer Klappe: „Er holt
wertvolles Feedback ein und kann nebenbei
darauf hinweisen, dass bald die Rechnung
fällig ist.“
FORDERUNGSMANAGEMENT
Acht Tipps für den schnelleren Weg zum Geld
Überprüfen Sie die Bonität,
bevor Sie einem Kunden einen Kredit einräumen – und
behalten Sie diese stets im Blick. Nutzen Sie dafür jede verfügbare Informationsquelle.
Bieten Sie Zahlungsanreize.
Durch Skonti sowie über eine enge Kontaktpflege er-
reichen Sie eher, dass Kunden Ihre Rechnungen von sich aus frühzeitig begleichen.
Stellen Sie Rechnungen zeitnah.
Vermeiden Sie dabei formale Fehler, die zu Rekla-
mationen und so zu berechtigten Verzögerungen beim Begleichen der Forderung
führen können.
Optimieren Sie Ihr Mahnwesen.
Mahnen Sie nach einer kurzen Kulanzzeit. Prüfen Sie
vorher akribisch, ob alle Leistungen komplett erbracht und alle Buchungen erfasst
wurden.
Planen Sie Ihre Liquidität sorgfältig.
Seien Sie bei erwarteten Zahlungen nicht zu op-
timistisch. Klären Sie frühzeitig mit der Bank die Finanzierung möglicher Außenstände.
Setzen Sie Forderungen mit externer Hilfe durch.
Helfen Mahnungen nicht weiter,
sollten Sie einen Inkassodienstleister und einen Rechtsanwalt einschalten.
Erwägen Sie den Abschluss einer Delkredereversicherung.
Sie prüft kontinuierlich
die Bonität Ihrer Kunden und zahlt im vereinbarten Rahmen bei Forderungsausfällen.
Denken Sie auch über Factoring nach.
Der Forderungsverkauf wird als langfristiges
Finanzierungsinstrument immer interessanter. Beim Full-Service-Factoring lassen
sich sogar das firmeneigene Mahnwesen sowie das Debitorenmanagement out-
sourcen.
Quellen: Gründerzeiten 08 „Forderungsmanagement“ des BMWi/Professor Bernd Weiß, Hochschule Bochum
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