DAS QUARTAL 4.2016 - page 22

DAS QUARTAL 4.16
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Themen im Fokus
Einblicke in die Portfolio-Werkstatt
Kommen Sie mit auf eine kleine Zeitreise?
Bereits vor über 60 Jahren wurde der Grundstein für den
effizienten Aufbau eines Wertpapierdepots gelegt.
Ein im Jahre 1952 von US-Ökonom Harry Markowitz
veröffentlichter Aufsatz markiert den Ausgangspunkt
für über sechs Jahrzehnte andauernde Verfeinerungen
und Optimierungen seiner Überlegungen im Rahmen
der Kapitalmarktforschung.
M
arkowitz‘ Beitrag liegt darin, den Diver-
sifizierungsgedanken insystematischer
Weiseauf dasWertpapiergeschäft übertragen
und dabei erstmals statistische Nachweise
für dessen Wirksamkeit erbracht zu haben.
Vereinfacht gesagt gelang es Markowitz,
diejenigen Mischungsverhältnisse von
Aktien und risikoarmen Anlagen (bonitäts-
starke Anleihen oder Geldmarktanlagen) zu
berechnen, die unter der Bedingung einer
bestimmten Renditeerwartung eine mög-
lichst geringe Schwankung des Depotwerts
(= Risiko) erwarten lassen. Er konnte folg-
lich Depots zusammenstellen, bei denen
der Vorteil der Streuung quasi optimal aus-
genutzt wird.
Der weniger bekannte, aber nicht minder
bedeutende Wirtschaftswissenschaftler
William Sharpe, lieferte in den 1960er-
Jahren einen wichtigen Beitrag zu den
Markowitz-Thesen. Er widmete sich in-
tensiv einem „hässlichen Gefährten“ der
Geldanlage: dem Risiko, welches seit jeher
unzertrennlich mit dem Objekt der Begierde
eines jeden Anlegers, der „hübschen“ Ren-
dite, verbunden ist.
Sharpe rückte dem Risiko zu Leibe und
sezierte es in zwei Teile: Der eine Teil, das
sogenannte systematische Risiko, bezieht
sich auf die Kursschwankungen, die man
als Anleger grundsätzlich in Kauf nehmen
muss, wenn man sich breit gestreut an der
Börse engagiert, z. B. in Form von ETFs.
Demgegenüber steht das unsystematische
Risiko. Es ist das Risiko, das einzelne Ak-
tien aufgrund ihres ureigenen Charakters
in sich tragen, das aber nur wenig mit der
allgemeinen globalen Aktienmarktentwick-
lung zu tun hat.
Beispiel gefällig?
Kommt es in Teilen der Welt zu kriegeri-
schen Auseinandersetzungen, so hat dies
in der Regel einen negativen Einfluss auf
den gesamten Aktienmarkt, also auf das
gesamte System. Dieses systematische
Risiko lässt beispielsweise auch den Kurs
einer Qualitätsaktie fallen, obwohl es keine
unternehmensspezifische negative Mel-
dung gegeben hat.
Vermeldet dagegen Unternehmen X in ei-
nem sonst intakten Gesamtmarktumfeld
schlechte Geschäftszahlen und kommt es
daraufhin zu einem Kursrutsch in der be-
treffenden Aktie, dann resultiert dieser aus
dem unsystematischen Risiko der Aktie:
Verantwortlich für denKursrückgang ist ein Er-
eignis im ureigenen Unternehmensumfeld.
Für unsystematische Risiken kann langfris-
tig keine Überrendite erwartet werden, da
diese Risiken durch eine geeignete Depot-
streuung weitestgehend beseitigt werden
können. Der Umkehrschluss: Eine zusätz-
liche Entlohnung – eine Risikoprämie, wie
es im Fachjargon heißt – kann der Investor
nur beim Eingehen von systematischen Ri-
siken erwarten. Man spricht hier über die
Prämie für das Eingehen des allgemeinen
Marktrisikos, also über ein Investment in
den breiten (Standardaktien-)Markt.
Die Gewichtung der Wertpapiere sollte sich
gemäß Sharpe an ihrer jeweiligen Marktka-
pitalisierung orientieren.
Die entscheidende Schlussfolgerung:
Für jeden Anlegertyp gibt es nur ein
einziges optimales Portfolio mit risiko-
behafteten Wertpapieren, nämlich das
Markt(kapitalisierungs-)portfolio.
Den unterschiedlichen Risikoneigungen
von Anlegern wird Rechnung getragen, in-
RISIKOPRÄMIE DES GLOBALEN AKTIENMARKTES
FrühereWertentwicklungensindkeinverlässlicherIndikatorfürdieZukunft.BeiderAnlageininternationalenAktienmärktenbestehenWährungsrisiken.
Quellen: Dimensional, Bloomberg, MSCI, Deutsche Bundesbank, eigene Darstellung
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