DAS QUARTAL 2.2015 - page 25

DAS QUARTAL 2.15
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Themen im Fokus
Krisenampel von quirin bank und FutureValue Group:
EZB-Anleihekäufe und neuerliche Zuspitzung um
Griechenland liefern Warnsignale, Euro-Verfall
vorerst gestoppt.
• 6 von 12 Krisentypen der Krisenampel weiter mit Warnsignalen
• EZB-Anleiheankauf-Programm festigt Niedrigzinsumfeld
• Euro-Abwertung noch kein Warnsignal für Währungskrise
Berlin, 30. März 2015
Für das 2. Quartal 2015 zeigt das Update
der makroökonomischen Krisenampel von
quirin bank und FutureValue Group für die
Euro-Zone bei 6 von insgesamt 12 volks-
wirtschaftlichen Krisentypen Warnsignale.
Bei der Zusammensetzung der Krisentypen
hat es gegenüber der Aktualisierung zum
Jahresauftakt keine Änderungen gegeben.
Mit Kursen um die 1,04 US-Dollar je Euro
hatte sich die Gemeinschaftswährung
allerdings zwischenzeitlich derartig stark
von der kaufkraftparitätischen Bewertung
entfernt, dass fast eine gelbe Schaltung der
Ampel für den Krisentyp „Währungskrise“
hätte erfolgen müssen. Mit den jüngsten
Kursanstiegen in Richtung 1,10 US-Dollar/
Euro scheint diese Gefahr jedoch gebannt.
Damit bleiben vor allem die Problemkom-
plexe der Staatsschuldenkrise, der Krise im
Bankensystem sowie der politischen Krisen
im Fokus des Frühwarnsystems. Daneben
sind die tendenziellen Überbewertungen
in Teilen der Anleihen-, Immobilien- und
Aktienmärkte („Asset Price Bubble“) wei-
ter vorhanden und haben sich sogar noch
verstärkt. Die Situation im Bereich einer
möglichen Deflationskrise hat sich mit zu-
letzt wieder positiven Inflationsraten dem-
gegenüber entspannt. Für eine Entwarnung
(und damit grüne Ampelschaltung) müss-
ten jedoch die Inflationserwartungen noch
deutlicher wieder in Richtung ihrer norma-
len Werte steigen.
Mit dem Beginn des bereits länger an-
gekündigten Programms der Europäi-
schen Zentralbank (EZB) zum Ankauf von
Staatsanleihen der Euro-Zone hat sich
das Niedrigzinsumfeld im gemeinsamen
Währungsraum zuletzt weiter verstärkt.
Dies wirkt sich nachteilig auf die teilweise
zu verzeichnenden preislichen Übertrei-
bungstendenzen in einigen Segmenten,
insbesondere der Anleihe-, aber inzwi-
schen auch der Immobilien- und Aktien-
märkte, aus. Die ohnehin teils schon stark
gestiegenen Bewertungsansätze erhalten
durch die Zentralbankmaßnahmen wei-
teren Auftrieb. Ausschlaggebend ist hier
der „Anlagenotstand“, der aufgrund des
niedrigen Renditeniveaus im Bereich fest-
verzinslicher Wertpapiere Anlagegelder in
andere Marktsegmente treibt, die daraufhin
zwar deutliche Wertzuwächse verzeichnen,
gleichzeitig aber auch anfälliger für plötzli-
che und merkliche Korrekturen werden. Die
Ampelschaltung bleibt hier auf „Gelb“.
Besonders rasant verlief die Entwick-
lung zuletzt beim Wechselkurs des Euro.
Zwischenzeitlich wich der Kurs der Ge-
meinschaftswährung gegenüber dem
US-Dollar so stark von einem langfristig
gleichgewichtigen (sog. kaufkraftparitäti-
schen) Wechselkurs ab, dass fast die für
eine noch „grüne“ Schaltung der zugehö-
rigen Krisenampel nötige Bandbreite ver-
lassen wurde. Die jüngste Kurserholung
deutet allerdings darauf hin, dass die zur
Monatsmitte März verzeichneten Kurse
von um die 1,04 US-Dollar je Euro mögli-
cherweise nur kurzfristige Übertreibungen
darstellten. Zunächst verbleibt die entspre-
chende Ampelschaltung auf „Grün“.
Im Bereich der Staatsschuldenkrise sorgt
daneben wieder einmal die Zuspitzung
rund um Griechenland und dessen Verbleib
im gemeinsamen Währungsraum bzw.
die Möglichkeit eines erneuten Schulden-
schnitts für Aufregung. Zwar hat sich der
Schuldenstand Griechenlands gemessen
an der jährlichen Wirtschaftsleistung (BIP)
durch die Einsparungsbemühungen, ins-
besondere aber durch die zurückliegenden
Schuldenreduktionen in Form von „freiwilli-
gem“ Schuldenschnitt, Laufzeitenerhöhung
und Zinssenkung, deutlich reduziert. Die
Belastung des griechischen Staatshaus-
halts bleibt aber dennoch untragbar hoch.
Auch der Bankensektor sieht sich in den
letzten Wochen immer wieder kurzfristigen
Liquiditätsengpässen gegenüber. Allen
Widrigkeiten zum Trotz scheint der politi-
sche Wille, Athen im Euro zu halten, aber
ungebrochen zu sein. Von daher scheint
– die Kooperation der neuen griechischen
Regierung vorausgesetzt – ein Ausschei-
den Griechenlands aus der Euro-Zone
weiterhin kaum zu befürchten. Ohne einen
weiteren Schuldenschnitt hingegen wird
eine weitere Reduktion der Schuldenlast
auf ein nachhaltig tragbares Maß hingegen
kaummöglich sein. Die Ampelschaltung für
den Bereich Staatsschuldenkrise bleibt –
auch mit Blick auf die Schuldenstände in
anderen Volkswirtschaften der Euro-Zone
– weiterhin auf „Gelb“.
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