DAS QUARTAL 3.2013 - page 22

Brasilien steht monetär auf der Bremse und
versucht die Inflationsrate von 6,7 % in den
Griff zu bekommen. Auch in Indien und
Russland kann von einer lockeren Geld­
politik keine Rede sein.
Wie könnte es im zweiten Halbjahr an den
Aktienmärkten weitergehen?
Der Hausse-
zyklus in vielen Industrieländern läuft mitt-
lerweile seit 4¼ Jahren. Resultiert daraus,
dass wir bald den Beginn einer neuen Baisse
zu befürchten haben? Eher nicht, dies ergibt
sich schon alleine aus den teilweise immer
noch recht niedrigen Bewertungen vieler Ak-
kan-Index zum Geschäftsklima ist im Zeit-
raum von April bis Juni auf den höchsten
Stand seit mehr als zwei Jahren gestiegen.
Die US-Notenbank fährt geldpolitisch wei-
terhin mit Vollgas, auch wenn – vorerst nur
verbal und mittlerweile auch schon wieder
durch Ben Bernanke selbst spürbar relati-
viert – erstmals Signale ausgesandt wurden,
dass die monatlichen Anleihekäufe in Höhe
von 85 Mrd. US-Dollar im Herbst zurückge-
führt werden könnten. Eine restriktive Geld-
politik mit steigenden Zinsen ist jedoch
längst nicht in Sicht. Dafür müssten erst die
ausgerufenen Konjunkturziele (6,5 % Ar-
beitslosenquote bei max. 2,5 % Inflation) er-
reicht werden, die so schnell aber nicht zu
realisieren sind. Auch in Europa bleibt es bei
der monetären Expansion. Zuletzt stellte die
Bank of England eine nach wie vor lockere
Geldpolitik in Aussicht. EZB-Präsident Mario
Draghi kündigte an, die Märkte weiter aus-
reichend mit Liquidität zu versorgen. Er
sprach sogar erstmals von einem längeren
Zeitraum niedriger Zinsen in der Euro-Zone
und einer möglichen weiteren Zinssenkung.
Den Aktienmärkten der Schwellenländer
fehlten dagegen die ausufernden monetären
Anreize. Zudem gab es einige überraschende
Wachstumsdellen. Vor diesem Hintergrund
wurden die vergleichsweise günstige Markt-
bewertung und die vielfach soliden fiskal-
und haushaltspolitischen Rahmenbedin-
gungen vieler Schwellenmärkte von den
Investoren wenig beachtet.
Bestes Beispiel für einen schwächelnden
Emerging-Market-Riesen war zuletzt China.
Die Notenbank versuchte (im Prinzip lobens-
werterweise) etwas Luft aus der Kreditblase
am heimischen Bankenmarkt entweichen zu
lassen, wodurch prompt kurzzeitig die Inter-
banken-Geldmarktsätze explodierten, was
die Aktienkurse in den Keller schickte, bis
die chinesische Notenbank mit einer Liquidi-
tätsspritze für Linderung sorgte.
A
n den Aktienmärkten kann zur Jahres-
mitte – von einigen Ausnahmen abge-
sehen – noch eine positive Bilanz gezo-
gen werden. Gegen Halbjahresende kam
allerdings spürbarer Kursdruck auf und viele
Indizes fielen wieder deutlich unter die Jah-
reshöchststände vom Mai zurück. Der MSCI
World Index legte in US-Dollar gerechnet um
7,1 % zu (8,6 % in Euro). Die Aktienmärkte,
die in den ersten drei Monaten am stärksten
gestiegen waren, setzten ihren Lauf fort. Die
Verlierer des ersten Quartals mussten weiter
Federn lassen. Zur ersten Kategorie ge-
hörten insbesondere Märkte aus Industrie­
ländern, zur zweiten vor allem die der groß-
en Schwellenländer (BRIC). Im Einzelnen:
Die japanische Börse zog weiter an und legte
in den ersten sechs Monaten gemessen am
Nikkei-225-Index 31,6 % zu. Der schwache
Yen zehrte allerdings einen Großteil dieser
Performance auf. An der Wall Street legte
der Dow Jones 13,8 % und der S&P 500
12,6 % zu. In Europa konnte an der deutschen
Börse das meiste Geld verdient werden. Der
DAX schaffte zwar nur ein Plus von 4,6 %
(nach +12,4 % per 22. Mai), dafür legte der
Nebenwerte-Index MDAX aber immerhin
15,0 % zu. An den übrigen europäischen
Börsen sah die Bilanz bescheiden aus,
der Euro Stoxx 50 gab per Halbjahresultimo
um 1,3 % nach. Schlusslichter waren die
Schwellenländerbörsen. Vor allem die
bekannten Emerging-Market-Plätze ent-
täuschten. So gab der MSCI BRIC (Brasi-
lien, Russland, Indien, China) Index in Dollar
um 14,4 % nach, während der MSCI
Emerging-Markets-Index auch noch 10,9 %
verlor. Wie sind diese unterschiedlichen Ent-
wicklungen zu erklären?
Liquidität ist und bleibt die Haupttriebfeder
für steigende Aktienkurse.
In Japan stehen
die Geldschleusen mit Abstand am weitesten
offen. Die ultralockere Geldpolitik der Bank
of Japan (BoJ) unter ihrem neuen Chef Ha-
ruhiko Kuroda scheint sich nun auch auf die
Konjunktur positiv auszuwirken. Der Tan-
Aktienmärkte – Halbzeitbilanz 2013
Marktkommentar der quirin bank AG / 3. Quartal 2013
Text:
von Guido Schäfers
(Portfoliomanagement) • quirin bank AG
Durststrecke chinesischer Aktien
CSI 300 Index in chin. Renminbi – 5 Jahre
Quelle: Interactive Data, Stand: 17.07.2013, 14:00 Uhr
Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher
Indikator für die Zukunft. CSI-300-Investments
können auch infolge von Währungsschwankungen
des chinesischen Renminbi und ggf. auch des US-
Dollars oder Hongkong-Dollars fallen und steigen.
DAX und KBV seit 2002
Quellen: Bantleon, Bloomberg
Frühere Entwicklungen sind kein verlässlicher
Indikator für die Zukunft.
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