DAS QUARTAL 3.2013 - page 30

Tachografenpflicht –
verzerrte Wahrnehmung
In vielen Betrieben verursachen digitale Fahrtenschreiber seit einigen Jahren hohe Kosten. Trotzdem will das Europaparla-
ment den Einsatz der Geräte in den Transportern von noch mehr kleinen und mittleren Unternehmen vorschreiben.
Text:
Monika Hofmann
THEMEN IM FOKUS
DAS QUARTAL 3.13
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schreiber auszurüsten“, erläutert Frank-Pe-
ter Gentze, Leiter des Referats Sozialpolitik
und Berufsbildung des Bundesverbands Gü-
terkraftverkehr, Logistik und Entsorgung
(BGL) in Frankfurt am Main. „Egal, ob sie
diese im Fern- oder nur im Nahverkehr ein-
setzen.“ In Fahrzeugen, die damals schon
zum Flottenbestand zählten, reichen analo-
ge Fahrtenschreiber. Für kleine und mittlere
Betriebe wird das schnell zu einem Kraftakt,
weil sie neben dem Kontrollgerät sowie den
Fahrer- und Unternehmerkarten auch noch
entsprechende Lesegeräte und Software
brauchen sowie klare Vorgaben einhalten
müssen (siehe Kasten). Zwar lassen sich die
Daten zum Flottenmanagement nutzen.
„Doch das ist eher für größere Transportfir-
men interessant, die anderen müssen viel
Aufwand betreiben, ohne davon zu profitie-
ren“, so Frank-Peter Gentze. Die Kontrolle
sollten darum unbedingt die Frage klären, ob
sie den digitalen Tachografen brauchen. Der
erhöht nicht nur den Kaufpreis um rund 500
Euro, sondern erfordert auch eine regelmä-
ßige Datenpflege. Daher erwartet Schmitt
einen hohen monatlichen Mehraufwand.
„Die im digitalen Tachografen gespeicherten
Daten müssen kontinuierlich ausgelesen
und elektronisch archiviert werden“, so der
Firmenchef. „Zudem braucht jeder Fahrer
und jeder Unternehmer spezifische Karten:
In den Betrieben wuchert damit der bürokra-
tische Aufwand munter weiter.“
Für welche Fahrzeuge ist nach aktueller
Rechtslage der digitale Tachograf bereits
Pflicht? „Seit 2006 haben Unternehmer alle
neuen gewerblich genutzten Fahrzeuge mit
einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr
als 3,5 Tonnen mit einem digitalen Fahrten-
„Bürokratieabbau sieht anders aus“,
schimpft Walter Schmitt. Der Inhaber des
Elektrobetriebs TV Schmitt Elektronics in
Oberschleißheim bei München mahnt die
EU, sich auf ihr ursprüngliches Ziel zu be-
sinnen – und den Dschungel aus Regeln und
Vorgaben zu lichten. Die Europaparlamenta-
rier aber planen mit der Verschärfung der
Tachografenpflicht gerade das Gegenteil.
Wenn es nach ihnen geht, müssen Fahr-
zeuge schon ab einem zulässigen Gesamt-
gewicht von 2,8 Tonnen statt bisher 3,5 Ton-
nen mit digitalen Tachografen ausgerüstet
werden. „Das würde viele Handwerksbe-
triebe in die Bredouille bringen, denn die
meisten nutzen Transporter dieser Ge-
wichtsklasse“, fürchtet Schmitt.
Viel Mehrarbeit befürchtet.
Firmenchefs,
die in neue Fahrzeuge investieren wollen,
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