DAS QUARTAL 3.2014 - page 22

DAS QUARTAL 3.14
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Themen im Fokus
Kurs halten
Text: von Prof. Dr. Stefan May (Leiter Asset-Management quirin bank AG) – in Anlehnung
an einen Beitrag von Jim Parker, Dimensional Fund Advisors, Australia
Umgekehrt werden Anleger, welche bereits
investiert sind, nach einer starken Aktien-
marktrally immer nervöser und fragen sich,
ob es nun nicht Zeit sei, auszusteigen. Da-
rin werden sie häufig bestärkt von Presse-
berichten über mögliche Kursrückgänge
und den üblichen Börsenweisheiten wie:
Gewinnmitnahmen haben noch nieman-
dem geschadet usw.
So verständlich die beschriebenen emoti-
onalen Verhaltensmuster auch sind – sie
sind unnötig und letztlich für den Anleger
auch schädlich. Es gibt zu diesen Mustern
eine rationale Alternative.
Rufen wir uns den März 2009 in Erinne-
rung:
Die Aktienmärkte steckten weltweit in
einem desaströsen Tief und die Stimmung
unter den Anlegern war äußerst schlecht.
Genau zu diesem Zeitpunkt lieferte Asso-
ciated Press
1
(eine Nachrichten- und Pres-
seagentur mit Hauptsitz in New York City)
ihren Lesern fünf überzeugende Argumente
dafür, dass die Aktienmärkte ihre Talsohle
erreicht hatten, und fünf andere vergleich-
bar überzeugende Argumente, mit welchen
weitere Kursrückgänge begründet wurden.
Das Plädoyer für eine Trendwende war
beeindruckend: Der Abwärtstrend, vor al-
lem der US-Wirtschaft, schien gestoppt,
Banken verzeichneten wieder Gewinne,
die Rohstoffpreise erholten sich und vie-
le Kleinanleger hatten sich im Verlauf der
Baisse frustriert vom Markt verabschiedet
und legten ihr Vermögen wieder in Festgeld
oder Liquidität an.
Die Argumente für ein pessimistisches
Szenario waren jedoch gleichermaßen
überzeugend: Nach wie vor hatten die
Banken faule Wertpapiere in den Büchern,
die drohten, ihnen um die Ohren zu fliegen.
Auch waren die ökonomischen Signa-
le alles andere als einheitlich positiv und
schließlich hatte der Madoff-Skandal, der
weltweit Tausende gutgläubige Anleger
schädigte, das Vertrauen in die gesamte
Finanzbranche ein weiteres Mal schwer
erschüttert; eine diffuse Angst vor einem
weiteren Absturz war also weitverbreitet.
1
„Five Signs the Stock Market Has Bottomed Out and Five Signs It Hasn’t“,
Associated Press, 15. März 2009
Rückblickend ist klar, welche Seite Recht
behalten hat:
Der März 2009 markierte das
Ende der weltweiten Börsenbaisse und in
den darauffolgenden fünf Jahren erreich-
ten die internationalen Aktienindizes neue
Allzeithochs.
Die nachstehende Tabelle zeigt die Wert-
entwicklungen großer Aktienmarktindizes
in den Krisenjahren 2007 bis 2009 sowie
in ausgewählten Zeiträumen bis Mai 2014.
Gerade in der aktuellen Situation argumentieren viele Anleger, dass es vor allem
die große Unsicherheit sei, welche sie von einem Aktienengagement abhalte:
„Aktien? Grundsätzlich ja, aber derzeit sind die Kurse zu hoch, die Lage ist für
einen Einstieg zu unklar und das Ganze ist aktuell viel zu riskant!“ So oder ähnlich
denken viele und vergessen dabei, dass die Lage nie klar ist und Unsicherheiten zur
Börse gehören wie der Wind zum Meer.
Ausgewählte Aktienmarktperformances
auf Euro-Basis
Quellen: Dimensional Fund Advisors, eigene Darstellung.
Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Bei der Anlage in interna-
tionalen Aktienmärkten bestehen ggf. Währungsrisiken.
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