Auslandsgeschäfte:
Konto, Karte oder bar?
In zahlreichen Ländern sind Geschäftskonten vor Ort für die Abwicklung von Geschäften entbehrlich. In manchen Regionen
aber brauchen Unternehmen doch eine Bankverbindung. Dann müssen sie auch auf die Steuerdetails achten.
Text: Midia Nuri
THEMEN IM FOKUS
DAS QUARTAL 1.13
12
ser damit, Einnahmen vorübergehend auf
einem eigenen Konto vor Ort zu parken und
damit später Forderungen im Land direkt zu
begleichen, statt hierfür dann Überwei-
sungen aus Deutschland zu veranlassen.
Firmenchefs, die das planen, rät Wogatzki:
„Man sollte sich stets ein Urteil über die
Stabilität in dem jeweiligen Land bilden.“
Steuerfallen ausweichen.
Generell außeror-
dentlich wichtig ist bei jedem Auslands‑
konto, mit dem Steuerberater detailliert zu
klären, wie eventuell anfallende Zinsen be-
handelt werden: Wird etwa eine Zinsertrag-
steuer vor Ort fällig? Regeln Doppelbesteue-
rungsabkommen die Erhebung und Meldung
einer Quellensteuer? Und in welchem Um-
fang können dann Erträge und Abzüge ver-
rechnet werden? Nur ein erfahrener Steuer-
sollten bei einem Geschäftskonto allerdings
Fragen der Leistung und Kundenfreundlich-
keit spielen, gibt er zu bedenken: „Zumal die
Zahlungsabwicklung sicher nicht das wich-
tigste Thema ist, sondern letztlich vor allem
Finanzierungsfragen entscheiden.“
Außerhalb des SEPA-Raums bleibt ein Konto
vor Ort für Auslandsgeschäfte allerdings oft
sinnvoll, beispielsweise in Russland oder
China. „Hat ein Land Kapitalverkehrsbe-
schränkungen, muss man das Geld ja ir-
gendwo lassen“, meint Wogatzki. So kontrol-
liert etwa die chinesische Devisenbehörde
Überweisungen an ausländische Empfänger
streng. Schon eine Zahlung von 30.000 US-
Dollar ist dann ziemlich kompliziert. Sie er-
fordert je nach Überweisungszweck und
Empfänger umfangreiche Anträge und
Nachweise. Unternehmer fahren also bes-
E
r hat viele Kunden und Lieferanten
im Ausland, aber ein Geschäftskonto
besitzt er dort nicht. „Wir brauchen
keins“, meint Thomas Jäger, Gründer und
geschäftsführender Gesellschafter von
Jäger Direkt, einem Hersteller elektrotech-
nischer Produkte im hessischen Reichels-
heim. Überzeugt pflichtet er Brigitte Berres
bei, die das Team Buchhaltung leitet und be-
tont: „Wir und unsere Kunden kommen mit
SEPA-Überweisungen per IBAN- und BIC-
Nummer bestens zurecht, damit können wir
so ziemlich alles bewältigen.“
In Zukunft machen der einheitliche europä-
ische Zahlungsverkehrsraum SEPA (Single
Euro Payments Area) und immer vielfäl-
tigere Zahlungsverfahren für noch mehr Un-
ternehmen mit ausländischen Kunden oder
Lieferanten ein Konto vor Ort überflüssig.
Durch SEPA entsteht ein Großraum ohne
Unterschied zwischen Inlands- und Aus-
landsüberweisung aus 32 Ländern.
Nicht nur Preise vergleichen.
Auch Last-
schriften sollen dann mit SEPA grenzüber-
schreitend so einfach und sicher laufen wie
bislang schon Inlandstransaktionen. Ange-
schlossen sind neben den 27 EU-Staaten
auch die Schweiz, Monaco, die zum Europä-
ischen Wirtschaftsraum gehörenden Länder
Liechtenstein, Norwegen und Island sowie
die französischen Überseedepartements
Guadeloupe, Französisch-Guayana, Marti-
nique, Réunion und Mayotte. Die bei EU-
Standardüberweisungen früher geltende
Betragsgrenze von 50.000 Euro entfällt.
Ein eigenes Konto in einem anderen SEPA-
Land zu haben ist für deutsche Unterneh-
men also überflüssig. „Der einzige Grund
dafür wäre, dass es eine Bank dort günstiger
anbietet“, so Gerald Wogatzki, Professor für
Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt
Banken und Finanzierungsfragen an der
Fachhochschule des Mittelstandes in Biele-
feld. Eine größere Rolle als die Kosten
Deutsches Konto:
IBAN und BIC ersetzen künftig Kontonummer und Bankleitzahl. Im eu-
ropäischen Zahlungsverkehrsraum SEPA (Single Euro Payments Area) laufen Zahlungen
bei Euro-Beträgen wie bisher im Inland. Das SEPA-Lastschriftmandat macht grenzüber-
schreitende Lastschriften einfach. Alternative zur Lastschrift sind Real-Time-Bank-Trans-
fers. Dazu zählen das deutsche Giropay, das niederländische iDEAL, das polnische Przele-
wy24. Der Kunde autorisiert Zahlungen in seinem Online-Banking-Bereich, der Händler
erhält eine Zahlungsbestätigung der Bank. Daher ist das Verfahren für Händler interes-
santer als SEPA-Lastschriften. Die Verfahren gelten als nutzerfreundlich und sicher.
Auslandskonto:
Für Geschäftspartner außerhalb des SEPA-Raums entfallen damit zu-
sätzliche Kosten vor Ort. Es funktioniert wie ein deutsches Konto und lässt sich meistens
via Online-Banking verwalten. Überweisungen nach Deutschland und umgekehrt klappen
problemlos durch die im internationalen Zahlungsverkehr üblichen IBAN- und BIC-Codes.
Bargeldloses Zahlen mit einer Bankkarte ist oft nur im jeweiligen Land und bei Authentifi-
zierung des Anwenders möglich.
PayPal:
Als relativ sicherer Online-Zahlungsservice gilt der US-Anbieter PayPal. Nach
Auswahl dieses Zahlungswegs im Online-Shop eines Unternehmens loggt sich der Kunde
bei PayPal ein und wählt eine Zahlungsmethode, hierzulande etwa Lastschrift oder Kredit-
karte. Entsprechend überträgt er den Betrag an PayPal. PayPal schreibt dem Händler die
Summe gleich nach Abschluss der Transaktion gut.
Zahlungsalternativen
Auf diesen Wegen erhalten Sie Geld von ausländischen Kunden
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11 13,14,15,16,17,18,19,20,21,22,...52