DAS QUARTAL 1.2015 - page 12

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andwerk und Digitalisierung – das ist
kein Widerspruch. Bei der Honekamp
Haarmoden GmbH imwestfälischen Ahaus
dient das Smartphone als Instrument der
Kommunikation und Kundenbindung sowie
zur Optimierung der Abläufe. Die begeisterte
iPhone-Nutzerin Anne Honekamp ließ ein
Miniprogramm für das Unternehmen entwi-
ckeln und in die App-Stores stellen. Wer einen
Friseurbesuchplant, kanndenWunschtermin
via App auf ihr Smartphone schicken. Sie
bestätigt per Fingerdruck oder nennt eine
Alternative. „Das ist praktisch und scheint
die Kontaktbereitschaft zu fördern“, sagt
Honekamp, die sich in demFamilienbetrieb
um die Organisation kümmert. „Wir haben
schon im ersten Monat zehn Neukunden
gewonnen.“
App, kurz für Application Software, ist das
Synonym für Anwendungssoftware auf
mobilen Geräten. 2014 wurden in Deutsch-
land laut Hightechverband BITKOM 3,4 Mil-
liarden Apps installiert. Auf Smartphone-
oder Tablet-Bildschirmen erscheinen die
Miniprogramme als Piktogramm, starten
lassen sie sich per Berührung. Auf die ein-
fache Bedienbarkeit bauen immer mehr Be-
triebe: Sie ködern Interessenten mit Apps,
deren Inhalte und Servicefunktionen das
Firmenimage aufpolieren oder die Erfüllung
bestimmter Wünsche erleichtern.
Für das Unternehmen Honekamp führ-
te der Weg zur App über eine Verkettung
glücklicher Umstände. „Da wir viele junge
Mitarbeiter und Kunden haben, war klar,
dass wir unseren virtuellen Auftritt op-
timieren müssen“, so Anne Honekamp.
Als wichtig galten die Neugestaltung der
Website und ein Facebook-Auftritt. Dafür
wurde das Fachwissen eines Softwareent-
wicklers aus der Nachbarschaft genutzt.
Als der anbot, zusätzlich eine App zu pro-
grammieren, legte dies den Grundstein
für den digitalen Erfolg. Nachhaltig wurde
der jedoch erst durch das persönliche En-
gagement von Honekamp, die den neuen
Kommunikationskanal nicht nur zur einfa-
cheren Terminvereinbarung nutzt, sondern
auf diesem Weg auch Interessenten und
Kunden über den Betrieb informiert sowie
Tipps gibt: „Mindestens einmal pro Woche
poste ich etwas.“ So stellt sie den Kunden
beispielsweise neue Mitarbeiter oder mo-
dische Haarschnitte vor – sie schreibt ein
paar Zeilen und veröffentlicht das Ganze
mit wenigen Klicks über die App.
Besonders eine Funktion des Minipro-
gramms kommt gut an: Wer den Laden
mit einem Smartphone betritt, auf dem
die App installiert ist, wird automatisch im
Bonusprogramm berücksichtigt. „Unsere
Kunden sind begeistert, dass sie keine
Stempelkarten hervorkramen müssen, um
von regelmäßigen Besuchen zu profitieren“,
hat Anne Honekamp beobachtet.
Interessante Funktionen bieten
Die App aus Ahaus ist ein Erfolg. Auch an-
dere Mittelständler könnten solche maßge-
schneiderten Miniprogramme nutzen, um
Themen zum Kunden zu transportieren und
punktuell interaktiv zu arbeiten. Trotzdem
warnt Professor Wolf Knüpffer, Leiter des
eBusiness-Lotsenteams an der Hochschu-
le Ansbach, vor übereilten Entscheidungen:
„Ob man eine Anwendung programmieren
lässt, sollte gut überlegt werden, denn sie
muss klare Vorteile für die Kunden und/
oder das Unternehmen bringen.“ Dass dies
häufig nicht der Fall ist, legt eine Studie der
Marktforscher von Localytics in Boston
nahe. Danach wird jede fünfte App nur ein
einziges Mal genutzt. Knüpffer empfiehlt
daher eine Strategie der kleinen Schritte.
Unternehmens-App:
digitales Marketingwunder
Viele Kunden nutzen mobile Geräte, um sich zu informieren oder einzukaufen.
Daher kann sich die Entwicklung einer App lohnen, die den Kontakt
erleichtert und intensiviert. Aber vor der Programmierung muss
die solide Kosten-Nutzen-Rechnung stehen.
Text: Pia Weber
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