DAS QUARTAL 1.2016 - page 22

DAS QUARTAL 1.16
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Themen im Fokus
Ökonomisch gesehen –
zehn Thesen für 2016
Sie wissen ja: Prognosen sind mit erheb-
licher Unsicherheit verbunden, vor allem
wenn sie die Zukunft betreffen.
Und dass für einen langfristig-strategi-
schen Vermögensaufbau pointierte Prog-
nosen nicht immer die allerbesten Begleiter
sind, dürfte einleuchten. Trotz alledem lädt
natürlich jeder Jahresbeginn erneut dazu
ein, sich über mögliche maßgebliche The-
men Gedanken zu machen, die Anleger in
den kommenden 12 Monaten begleiten
können. Insbesondere im volkswirtschaft-
lichen Bereich genießt der Jahresausblick
große Beliebtheit. Auch an dieser Stelle
werden Sie daher einen finden – allerdings
ganz im Sinne der eingangs gemachten Be-
merkungen.
Welche volkswirtschaftlichen Themen
könnten den Anlegern im neuen Jahr 2016
also begegnen?
1. Die weltweite Konjunktur dürfte sich wei-
ter verlangsamen. Nicht nur das viel dis-
kutierte niedrigere Wachstum in China ist
hierfür der Grund, auch in den USA häufen
sich die Schwächesignale.
2. Für eine weltweite Rezession gibt es der-
zeit aber keine handfesten Hinweise. Das
Jahr 2016 wird also aller Voraussicht nach
weniger dynamisch als das vergangene, ein
Einbruch steht aber ebenfalls nicht bevor.
3. Das volle Ausmaß der konjunkturellen
und strukturellen Herausforderungen in
Brasilien wird vermutlich erst im Laufe des
Jahres klar zu erkennen sein. Im Schatten
der Sorgen um China haben sich hier in den
letzten Monaten eklatante Schwachstellen
offenbart.
4. Natürlich wird auch der wirtschaftliche
Reformprozess in China weiter zu beobach-
ten sein. Wie schon in den Vorjahren wird
die Fortsetzung des Übergangs hin zu einer
mehr binnenwirtschaftlichen Orientierung
keinesfalls störungsfrei verlaufen.
5. Die wirtschaftliche Stärke Deutschlands
dürfte ihren Zenit überschritten haben.
Nichts deutet auf einen jähen Abbruch
hin, die kontinuierliche Aufwärtsentwick-
lung der letzten Jahre – insbesondere am
Arbeitsmarkt – dürfte aber zum Erliegen
kommen.
6. In Europa hingegen könnte es noch deut-
lichere Aufholbewegungen geben. Insbe-
sondere in den südlichen Mitgliedsstaaten
ist noch erheblicher Nachholbedarf in Sa-
chen Konjunktur gegeben. Griechenland
dürfte dabei die wesentliche Ausnahme
bilden (hier könnte es zudem auch zu neu-
en Querelen kommen).
7. Begünstigt werden dürfte die Erholung
in Europa zusätzlich durch einen schwa-
chen und möglicherweise noch schwächer
werdenden Euro. Die sehr unterschiedliche
Zinspolitik der amerikanischen Notenbank
und der EZB legt den Grundstein hierfür.
8. Denn während die EZB stärker denn je
auf niedrige Zinsen und immer umfang-
reichere Ankäufe von Anleihepapieren
setzt, um Wirtschaft und Inflationsraten
zu stützen, hat die US-Notenbank Fed den
Ausstieg aus dieser Politik eingeleitet. Die-
ses Jahr wird es voraussichtlich bei dieser
Diskrepanz bleiben.
9. Das ist auch der wesentliche Grund da-
für, dass im Jahr 2016 wieder nicht mit ei-
ner wirklichen Zinswende, vor allem nicht
in Europa, zu rechnen ist.
Viele alte Bekannte werden wir als Kapi-
talanleger also voraussichtlich auch in
2016 wieder antreffen. Natürlich wird es
aber – wie in jedem Jahr – auch wieder
Entwicklungen und Ereignisse mit entspre-
chenden Auswirkungen auf die weltweiten
Finanzmärkte geben, die aktuell nicht oder
nur durch Zufall prognostizierbar sind.
Und das bringt mich zur
zehnten These,
die
der aufmerksame Leser bestimmt schon
vermisst hat. Streng genommen ist es kei-
ne These explizit fürs Jahr 2016, aber doch
eine ganz wesentliche These, und zwar für
jedes Kapitalanlagejahr. Sie bringt uns zu
unserem Ausgangspunkt zurück:
Strategi-
scher Vermögensaufbau sollte sich so we-
nig wie möglich auf einzelne Prognosen
und Thesen verlassen, sondern so breit
und robust wie möglich aufgestellt sein.
So gelingt es, auch für die völlig unvorher-
gesehenen Entwicklungen gerüstet zu sein.
Schon Perikles wusste: „Es kommt nicht
darauf an, die Zukunft vorauszusagen, son-
dern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu
sein.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
gemeinsam mit Ihrer Beraterin oder Ihrem
Berater ein erfolgreiches Anlagejahr 2016.
Fazit für Ihre Vermögensanlage
Das Jahr 2016 wird viele Entwicklungen
sehen, die wir schon aus dem Vorjahr
kennen oder deren Anfänge sich gerade
beobachten lassen. Daneben wird es –
wie jedes Anlagejahr – auch wieder einige
Überraschungen bereithalten. Stellen Sie
sich für den strategischen Vermögens-
aufbau auch dieses Jahr wieder so auf,
dass Sie selbst für diese unvorhergese-
henen Entwicklungen möglichst gut vor-
bereitet sind. Hierbei unterstützt Sie ger-
ne wieder Ihr Berater oder Ihre Beraterin.
Kapitalmärkte 2016 –
ein Blick nach vorn
Nach einem eher durchwachsenen
Börsenjahr 2015 bleiben ausgewählte
Aktienmärkte auch in 2016 ein chan-
cenreiches Investment.
Das Marktumfeld für Anleihen bleibt
dagegen trüb.
Gold und Rohstoffe im Allgemeinen
stehen weiterhin vor einem schwie-
rigen Jahr.
Aktienmärkte
Zinsumfeld wirkt weiter belebend
Die Aktienmarktakteure reagierten Ende
letzten Jahres – u. E. nicht überraschend
– mit Erleichterung auf die nach langem
Zögern endlich erfolgte (Mini-)US-Zinser-
höhung (auf 0,25 bis 0,5 % nach 0 bis 0,25
%). Legt man die aktuellen Erwartungen der
Finanzinvestoren und der US-Notenbanker
zugrunde, dürften sich die Leitzinsen Ende
2016 im Bereich von rund 1 bis 1,4 % bewe-
gen.
Damit ist die Ära des billigen Geldes
also keineswegs vorbei.
• Die Herausforderungen für die Kapitalanlage werden auch im Jahr 2016
nicht geringer werden
• Dominieren dürfte wie schon in der zweiten Jahreshälfte 2015 eine zunehmend
schwächere weltweite Konjunktur – nicht nur die Schwellenländer, sondern auch
die Industrieländer dürften betroffen sein.
• Am Niedrigzinsumfeld ändert sich trotz geldpolitischer
Wende in Washington voraussichtlich kaum etwas.
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