DAS QUARTAL 3.2017

DAS QUARTAL 3.17 20 Themen im Fokus Kostspielige Nähe – wenn prognosegetriebene Investmentfonds passiv agieren Text: Michael Kling, Senior Analyst W ennesumdasThemaVermögensanla- ge geht, erfreuen sich sogenannte aktiv gemanagte Investmentfonds, die wir lieber treffender als prognosegetriebenbezeichnen, einer erstaunlichhohenBeliebtheit–vor allem bei Privatanlegern. Vielfach argumentieren die Anhänger solcher Fonds, diese würden durch geschicktes Taktieren und fachliche Expertise den Markt schlagen. Damit ist gemeint, dass sie sich nachhaltig besser entwickeln als passende Vergleichsindizes. Viele Anleger glauben dieses Märchen vom Goldesel, obwohl eswissenschaftlich erwie- sen ist, dassdies kaumeinemFondsmanager langfristig gelingt. So zeigte kürzlich eine Studie von Stan- dard & Poor‘s (S&P) auf, dass sich rund 88 % der europäischen Aktienfonds über einen Zeitraum von 10 Jahren schlechter als ein repräsentativer Vergleichsindex (S&P Europe 350) entwickelt haben! Bei den global investierenden Aktienfonds verfehlen sogar fast 98 % der Fonds die Entwicklung des S&P Global 1200 Index. Eine Ursache hierfür sind die hohen jährli- chen Verwaltungskosten, die ja zunächst verdient werden müssen. Die Rating- agentur Morningstar ermittelte für aktive Aktienfonds (Privatkundentranchen) eine durchschnittliche Gesamtkostenquote* (TER) von 1,75 % pro Jahr. Somit müssen prognosegetriebene Aktienfonds Jahr für Jahr ihren Vergleichsindex um mehr als 1,75 % schlagen, um nach Kosten mit ei- ner besseren Wertentwicklung (Outperfor- mance) glänzen zu können! Dass daran so viele Fondsmanager scheitern, ist nicht verwunderlich. Natürlich kennen auch die prognosege- triebenen Fondsmanager solche Statis- tiken. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass es nicht wenige der sogenannten aktiven Manager gar nicht probieren, bes- ser als ihr Vergleichsindex zu sein. Diese im Englischen als Benchmark Hugger (frei und verniedlicht ins Deutsche übertragen: Index-Schmuser) bekannten Fonds und • Sogenannten aktiven Investmentfonds mangelt es nicht nur oft an Erfolg, sondern auch an Aktivität. • Sie suggerieren ihren Kunden die Erfolgschancen aktiven, prognosegetriebenen Managements und stellen die entsprechenden Kosten in Rechnung, orientieren sich jedoch in ihrem Anlageverhalten an den üblichen Indizes. • Aufgrund dieses Verhaltens wird die aktive Fondsbranche auch von den Aufsichtsbehörden zunehmend kritisch beäugt. • Die Anlagelösungen der Quirin Privatbank bieten die Vorteile indexnaher Anlageprodukte sowie ein wissenschaftliches Anlagekonzept zu einem fairen Preis. * Zu der Gesamtkostenquote gehören neben der Managementgebühr auch die von der Fondsgesellschaft zu entrich- tende Depotbankgebühr und sonstige Betriebskosten, wie z. B. Kosten für Rechenschaftsberichte. Nicht enthalten sind dagegen die Transaktionskosten des Fonds sowie performanceabhängige Gebühren. Fondsmanager geben lediglich vor, aktives Management zu betreiben. In Wirklichkeit aber bilden sie nur ihren Vergleichsindex ab, oder aber die Abweichungen zum Index sind zu gering, um dies als aktives Manage- ment zu bezeichnen. Aber warum versuchen einige der Fonds- manager nicht, durch wirklich aktives Ma- nagement dem Markt ein Schnippchen zu schlagen – sprich ihren Anlegern eine Outperformance zu ermöglichen? Im Kern steht dahinter die Angst der Verwalter, durch Abweichungen vom Vergleichsin- dex schlechter als die Marktentwicklung und – dies ist noch viel wichtiger – auch schlechter als andere vergleichbare Fonds abzuschneiden. Folglich unterbleiben ris- kante Wetten gegen den Vergleichsindex, um auf den Fondsrennlisten nicht negativ aufzufallen. Im Mittelfeld überlebt es sich eben besser als auf einem Abstiegsplatz – zumal der eigene Arbeitsplatz des Fonds- managers damit ebenfalls sicherer wird. Konsequenz: Jeder sechste vermeintlich aktiv gemanagte Fonds bildet lediglich den Index nach Angesichts der ernüchternden Ergebnisse, welche aktiv gemanagte Fonds regelmä- ßig produzieren, könnte man einem solchen Verhalten durchaus auch positive Seiten abgewinnen. Wäre da nicht ein entschei- dender Nachteil: Sie verzichten zwar auf die ohnehin geringen Erfolgschancen aktiven Managements, verlangen aber trotzdem die entsprechenden hohen Gebühren und Aus- gabeaufschläge. Die hohen Kosten fallen auch bei Index-Schmusern an. AUSWIRKUNG VON HOHEN FONDSKOSTEN AUF DIE VERMÖGENSANLAGE Anlage über 100.000 € - 10 Jahre Erläuterung: Wertentwicklung vor Kosten jeweils 5 % p. a. (zur Vereinfachung lineare Wertentwicklung unterstellt), laufende ETF-Kosten 0,4 % p. a., laufende Kosten Index-Schmuser 1,75 % p. a. Ein möglicher Ausgabeaufschlag bei Index-Schmusern wurde vernachlässigt. Quelle: eigene Darstellung

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