DAS QUARTAL 3.2017

DAS QUARTAL 3.17 21 Themen im Fokus Genau dieses Verhalten stieß zuletzt der Europäischen Finanzmarktaufsicht ESMA (European Securities and Markets Authori- ty) negativ auf. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2016 stellte die ESMA fest, dass europaweit rund 17 % der sogenannten aktiven Aktienfonds in Wirklichkeit ledig- lich einen Vergleichsindex abbilden, dafür aber hohe Gebühren kassieren. Eine Unter- suchung der europäischen Anlegerschutz- vereinigung Better Finance kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Unter 1.013 in Europa vertriebenen Investmentfonds identifizier- ten sie 165 Benchmark Hugger. Für die Anleger bleibt dagegen in diesem Zusammenhang nur die Erkenntnis: keine aktive Leistung bei zu hohen Kosten. Wel- chen finanziellen Schaden Index-Schmuser anrichten können, zeigt das beispielhafte Schaubild auf Seite 20. Auch das folgende Praxisbeispiel eines Index-Schmusers ist eindringlich. Nach- folgend vergleichen wir einen Aktien-ETF, der den MSCI Europa abbildet, mit einem prognosegetriebenen und gleichzeitig in- dexnahen Fonds. Die dazugehörige gro- ße deutsche Kapitalanlagegesellschaft schreibt auf ihrer Internetseite zur Anlage- strategie dieses – nennen wir ihn einfach – EUROPA-Fonds Folgendes: „Investiert wird in aussichtsreiche europäische Stan- dardwerte, die im Rahmen einer strengen Einzeltitelauswahl zu einem attraktiven Portfolio gebündelt werden.“ Damit wird eindeutig eine erhöhte Aktivität in puncto Indexabweichung suggeriert. Auch die mehr als üppige Gesamtkostenquote von 2,14 % p. a. deutet nicht auf einen Fonds hin, der sich stark an seinen Index anlehnt. Die Schaubilder auf der rechten Seite spre- chen aber eine andere Sprache. Um es auf den Punkt zu bringen: Es gibt auffällige Überschneidungen bzw. nur geringe Unterschiede in der Zusam- mensetzung zwischen dem (vermeintlich aktiven) und immerhin 2,6 Mrd. € schweren EUROPA-Fonds und dem ETF. Beide Pro- dukte entwickeln sich im Zeitverlauf sehr ähnlich. Der prognosegetriebene Fonds hinkt aber letztlich aufgrund der deutlich höheren Kostenquote hinterher. Wie können nun solche Index-Schmuser entlarvt werden? Hierfür haben Mathematiker diverse Kenn- zahlen ermittelt, anhand derer man Rück- schlüsse auf die Indexnähe ziehen kann. Exemplarisch möchten wir hier zwei in der Praxis oftmals verwandte Kennziffern kurz vorstellen: Active Share Um die Kennzahl zu berechnen, zerlegt man das Portfolio in eine passive Indexkompo- nente und einen aktiven abweichenden Teil – den sogenannten Active Share. In- vestmentfonds können einen Active Share von 0 bis 100 % aufweisen. Bei 0 % Active Share ist das Fondsportfolio komplett iden- tisch mit dem Vergleichsindex (also auch gewichtungstechnisch). Bei 100 % Active Share besteht es ausschließlich aus Wer- ten außerhalb des Vergleichsindex. Die Kennzahl gibt jedoch keine Auskunft über die Wertentwicklung gegenüber einem Ver- gleichsindex – also über den Erfolg einer ggf. starken Abweichung. Und sie gibt auch keine Auskunft über die Handelsaktivität des Fondsmanagers. Auch ein stark vom Vergleichsindex abweichendes Portfolio WERTENTWICKLUNGEN AUF JAHRESBASIS 5 Jahre Stand: Monatsultimo April Quellen für alle vier Grafiken: vwd. Bloomberg, eigene Darstellung Historische Wertentwicklungen sind kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft DIE AKTUELL GRÖSSTEN POSITIONEN VERLAUF DER WERTENTWICKLUNGEN INKL. DIVIDENDEN 5 Jahre

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