DAS QUARTAL 2.2020

R egelmäßigeMitarbeitergespräche sollten für jedenUnternehmer eine hohePriorität haben. Sie können die Mitarbeiterbindung stärken und als Frühwarnsystem für Mit- arbeiterunzufriedenheit dienen – das hilft, Kündigungen zu verhindern. Sie geben den Beschäftigten die Gelegenheit, mit demChef ihre Perspektiven im Betrieb zu besprechen sowie Zielvereinbarungen zu treffen. Und sie liefern wichtige Informationen für die Unter- nehmenssteuerung sowie die Optimierung interner Arbeitsabläufe. Viele Firmenchefs gerade in kleinenBetriebendenkenallerdings, nichtdieZeitfürdiesenregelmäßigen,respekt- vollen Austausch auf Augenhöhe zu haben. Sie verpassen so die Chance, ihreMitarbeiter stärker andieFirma zubindenoder siebesser zu motivieren. Wenn es aber schon nicht für institutionalisierteMitarbeitergesprächereicht, solltendieseUnternehmerwenigstenseinmal im Jahr ein Gehaltsgespräch einplanen. Wer selbst dasnicht schafft, dürftesichangesichts desFachkräftemangelsschwertun,qualifizierte Mitarbeiter zu halten oder neue zu finden. Ein gutes Gehaltsgespräch ist Pflicht – und erfordert eine sorgfältige Vorbereitung. Die Rahmenbedingungen für das Gehaltsgespräch Zeitpunkt: Einmal pro Jahr sollte der Unter- nehmer mit jedem Mitarbeiter über dessen Entlohnung reden. Am besten ist es, dieses Gehaltsgespräch immer in den gleichen Zeit- korridor zu legen, etwa in das ersteQuartal des Kalenderjahres. Ist der Termin institutionali- siert, dürfen die Beschäftigten darauf vertrau- en, dass das Gehaltsgespräch auch stattfin - det. Und der Chef kann bei Gehaltswünschen auf das geplante Gespräch verweisen. Sollte tatsächlich einmal beispielsweise ein Groß- auftrag dazwischenkommen, müssen die Mitarbeiter sofort einen Ersatztermin genannt bekommen. Ort und Dauer: Ein ungestörter und vertrau- ensvoller Austausch ist wichtig. Daher sollte das Treffen nicht in einem gut einsehbaren Bereich stattfinden. Aber auch nicht unbe - dingt im Chefbüro, das auf Mitarbeiter ein- schüchternd wirken könnte – oder für den Unternehmer viele Ablenkungen bereithält. Lieber in einem ruhig gelegenen Konferenz- raum. Ganz wichtig: Das Smartphone aus- schalten, damit das Gehaltsgespräch wirklich ungestört bleibt. Und keine eng getakteten Nachfolgetermine einplanen. Kommen wich- tige Themen auf, sollte genug Zeit sein, um sie erschöpfend zu diskutieren. Die Vorbereitung auf das Gehaltsgespräch Qualifikation und Leistungen: Jede Gehalts - entwicklung bildet frühere Leistungen sowie künftige Perspektiven ab. Der Unternehmer sollte vor dem Gehaltsgespräch die Qualifi - kationen, Aufgaben sowie Leistungen des Mitarbeiters studieren. Und sich Gedanken über sein Entwicklungspotenzial machen. So kann er Gehaltswünsche besser bewer- ten und Gehaltsangebote begründen. Finanzieller Spielraum: Neben der inner- betrieblichen Gehaltsbandbreite muss der Firmenchef im Blick haben, was andere Be- triebe zahlen. Das künftige Gehalt sollte in bestehende Strukturen passen, aber auch Abwerbeversuche erschweren. Begründete Abweichungen von der Gehaltsbandbreite sind nur begrenzt möglich. Sonst droht Un- ruhe unter den Beschäftigten: Schlimmsten- falls führt die großzügige Motivation eines Mitarbeiters zur Frustration seiner Kollegen. Gesamtvergütung: Zusätzliche Gehaltsbe- standteile können helfen, dass mehr Netto ankommt oder die Gehaltsbandbreite einge- halten wird. Gehaltserhöhungen sind auch in Form betrieblicher Altersvorsorge denkbar oder als Zuschuss zur Kinderbetreuung. Un- ternehmer sollten regelmäßigmit demSteuer- berater steuerfreie Extras sowie andereMög- lichkeiten besprechen. Im Gehaltsgespräch können sie dann attraktive Entlohnungspakete schnüren beziehungsweise auf entsprechen- de Wünsche eines Mitarbeiters eingehen. Wichtig ist ein offenes Gespräch auf Augenhöhe Leistungseinschätzung: Wichtig ist eine ge- meinsame Betrachtung, was der Mitarbeiter zu Entwicklung und Erfolg des Unternehmens beigetragen hat. Unternehmer sollen ihre Leistungseinschätzung gut begründen und genau zuhören, wie der Gesprächspartner seinen Beitrag empfindet. Manche Mitarbei - ter reden ihre Leistung klein. Ihnen sollte der Unternehmer sagen, wie gut sie sind. Diese Wertschätzung wirkt motivierend, unabhän- gig von der konkreten Gehaltserhöhung. Persönliche Wünsche: Im Gehaltsgespräch geht es nicht nur umGeld. Deshalb ist eswich- tig, denMitarbeiter etwa danach zu fragen, wie er seine Position imBetrieb sieht. Oder welche Aufgaben er künftig gerne übernehmenwürde. Manche Gesprächspartner würden sich über eine Betriebskantine freuen, andere lieber ein paar Stunden weniger arbeiten, weil sie An- gehörige betreuen müssen. Wer für solche Themen ein offenes Ohr hat, findet meistens individuelle Lösungen, die einen Mitarbeiter vielleicht ebenso motivieren wie mehr Geld. Hier spielt neben steuerfreien Extras häufig mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit oder das Angebot von Home-Office eine Rolle. Nach Gehaltsgespräch das Ergebnis festhalten Perspektiven: Lehnt der Unternehmer denGe- haltswunsch einesMitarbeiters imGehaltsge- spräch ab, sollte er dies gut begründen, statt Floskeln zu verwenden – und Perspektiven aufzeigen. In einer wirtschaftlich angespann- ten Lage könnte er mehr Gehalt etwa an hö- here Betriebsgewinne oder bessere Zahlen in einer Abteilung koppeln. Unternehmer und Mitarbeiter sollten gemeinsam eine Lösung beispielsweise in Formeiner stufenweisenGe- haltserhöhung finden, die an konkreten Ziel - vereinbarungen hängt. Dabei sollte die soge- nannte SMART-Formel zumEinsatz kommen: Die vereinbarten Ziele müssen spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch sowie zeitlich terminiert sein. Wachsweich formulierte Ab- sichtserklärungen helfen nicht weiter. Ergebnis: Das Verhandlungsergebnis aus dem Gehaltsgespräch – sei es mehr Geld pro Monat, ein Dienstwagen, ein Zuschuss oder die Vereinbarung, bei Zielerreichung den Betrag x zu erhalten – sollte der Firmenchef seinem Gesprächspartner auch schriftlich bestätigen. Gerne ergänzt umeine Formulie- rung, aus der hervorgeht, dass der Unterneh- mer seinenMitarbeiter als wertvollesMitglied im Team betrachtet. Auch so eine Aussage kann zusätzlich motivieren. Gehaltsgespräch: Diese Punkte sollten Unternehmer beachten Viele Unternehmer würden das Gehaltsgespräch mit ihren Mitarbeitern gerne aus­ fallen lassen. Besser als eine Vermeidungsstrategie ist aber gute Vorbereitung. Wer dem Gespräch ausweicht, spart damit vielleicht etwas Lohn, demotiviert aber bestimmt seine Beschäftigten. Text: Frank Wiercks DAS QUARTAL 2.20 24 Themen im Fokus Quelle: www.trialog-unternehmerblog.de Herausgeber: DATEV eG, Nürnberg

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