DAS QUARTAL 2.2020

DAS QUARTAL 2.20 10 Themen im Fokus I nnovationsfreudige oder technikaffine Unternehmer, die Investitionen in digi- tale Technologien planen, dürften sich durch solche Zahlen bestätigt fühlen: Für 92 Prozent der vom Digitalverband Bitkom befragten Beschäftigten ist die Digitalisie- rung am Arbeitsplatz beziehungsweise im Berufsleben eine gute Sache. In der eigenen beruflichen Situation betrachten insgesamt zwei Drittel der Befragten die Digitalisierung eher als Chance denn als Risiko. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 70 Prozent. Die ablehnende Haltung ihrer Mitarbeiter können Firmenchefs also nicht als Argu- ment anführen, wenn sie auf den Einsatz moderner Technologien verzichten. Eher sollten sie sich die Frage stellen: Kann ich überhaupt noch Auszubildende für Tätigkei- ten in meinem Betrieb interessieren, wenn dort kaum Digitalisierung am Arbeitsplatz stattfindet? Sprengstoff birgt das Thema vor allem für kleinere Unternehmen etwa in Handwerk oder Handel, denn sie hinken technisch hinterher. Dort läuft beispielsweise auf vielenRechnernnochWindows 7, obwohl Microsoft den Support des elf Jahre alten Betriebssystems eingestellt hat. Digitalisierung am Arbeitsplatz braucht einen klaren Plan Als attraktiver Arbeitgeber gelten und Leistungen mithilfe digitaler Technolo- gien schnell, flexibel, kostengünstig so- wie kundenorientiert erbringen: Das sind gute Gründe für Firmenchefs, sich der Digitalisierung am Arbeitsplatz zu wid- men. Aber gerade kleinere Unternehmen und Mittelständler agieren oft zurückhal- tend oder nicht wirklich zielführend. Eine Studie des Internetdienstleisters 1&1 at- testiert vielen Kleinunternehmern eine „Zufriedenheitsstarre“: Sie sehen zwar die Notwendigkeit der Digitalisierung, treiben sie aber nur langsam voran. An- dere Betriebe tun etwas, erreichen damit aber nicht automatisch das erwünschte Ziel. Laut Gallup Engagement Index fühlt sich ein Drittel der Beschäftigten bei dem Thema allein gelassen. Hauptkritik: feh- lende digitale Weiterbildung. „Es geht bei der digitalen Transformation nicht allein um Tools und neue Technologien, son- dern um die Veränderung der Arbeitskul- tur,“ erklärt Marco Nink von Gallup. „Das fängt bei den Mitarbeitern an.“ Unterneh- mer brauchen einen guten Plan, damit die Digitalisierung am Arbeitsplatz funk- tioniert. Dabei spielen vier Aspekte eine Rolle: inhaltliche Fokussierung, techni- sche Ausstattung, organisatorische Ver- besserung, persönliches Engagement. Meistens beginnt Digitalisierung am Arbeitsplatz im Büro Inhaltliche Fokussierung: Viel hilft viel? Dieser Ansatz kann bei der Digitalisierung am Arbeitsplatz in einem finanziellen Fias - ko enden. Insbesondere kleinere Betriebe sollten nur gezielt in digitale Technologien investieren, die erkennbare Vorteile ver- sprechen – und die Gießkanne vergessen. Meistens empfiehlt es sich, mit allgemeiner Büroarbeit und interner Kommunikation zu beginnen. Auch kaufmännische Prozesse und direkte Kundenkommunikation sollten rasch ein Thema sein. Wichtig ist eine diffe- renzierte Betrachtung, wertvoll deshalb der Rat von Spezialisten. Die interne Kommu- nikation etwa lässt sich theoretisch auch optimieren, indem E-Mails systematischer genutzt werden. Praktisch ist aber die Mei- nung eines Experten sinnvoll, ob speziell zur internen Zusammenarbeit entwickelte Collaboration Software nicht besser wäre. Ähnlich sieht es bei Kunden und kaufmän- nischen Themen aus. Die Erweiterung der Finanzsoftware durch eine CRM-Lösung mit Datenbank könnte den Kontakt zum Kunden und das Erstellen maßgeschnei- derter Angebote erleichtern. Das ist besser, als Informationen für individuelle Angebo- te in diversen alten Schreiben zu suchen. Tipps gibt der Steuerberater. Standardisierung der technischen Ausstattung ist wichtig Technische Ausstattung: Sobald klar ist, bei welchen Aufgaben die Digitalisierung am Arbeitsplatz den größten Nutzen verspricht, ist die Technik entsprechend anzupassen. Das kann die Investition in eine neue Soft- ware sein, aber auch die Anschaffung leis- tungsfähigerer Hardware. Wichtig in die- sem Zusammenhang: In der Regel meint Digitalisierung auch Standardisierung. Am Digitalisierung am Arbeitsplatz braucht einen klaren Plan Digitalisierung am Arbeitsplatz erfordert eine umfassende Betrachtung des Themas – von Technikauswahl über Prozessoptimierung bis zur Mitarbeiter- schulung. Gespräche mit Experten sind deshalb besser als technische Aufrüstung nach dem Gießkannenprinzip. Text: Frank Wiercks Digitalisierung am Arbeitsplatz ist weit mehr als eine technische Frage. Viele Software-Lösungen können ihre vollständige Wirkung erst dann entfalten, wenn die Prozesse im Unternehmen optimiert sind.

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