DAS QUARTAL 1.2016 - page 9

DAS QUARTAL 1.16
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Themen im Fokus
A
lexander Buschle hält die SDN Präzisi-
onstechnik GmbH auf Expansionskurs.
Ein Umsatzplus von 25 Prozent meldete der
Zulieferer der Automobil-, Maschinenbau-,
Medizintechnik- sowieLuft- undRaumfahrtin-
dustrie für 2015. Rund 30 eigeneMitarbeiter
beschäftigt derBetrieb imwürttembergischen
Denkingen. Dazu kommen 15 behinderte
Beschäftigte der Lebenshilfe Rottweil, mit
der SDN kooperiert. Gefertigt wurden im
vergangenen Jahr federnde Druckstücke im
Wert von rund 3,8 Millionen Euro. Damit im
Kerngeschäft alles reibungslos funktioniert,
investiert der Firmenchef kräftig, etwa in
ein vollautomatisches Lagersystem, um
schneller liefern zu können.
Vorsicht bei teuren IT-Anlagen
An anderer Stelle schaut der Maschinen-
baumechanikermeister dafür auf jeden
Cent. Der Einkauf einfacher Verbrauchs-
güter läuft bei SDN digital. „Büroartikel wie
Papier, Stifte oder Klammern bestellen wir
online, Firmengeschäftspapier ebenfalls“,
erklärt Buschle. „Das ist bis zu 30 Prozent
billiger als vor Ort.“ Noch mehr spart er bei
Papiertüchern, Handwaschseife oder Pflas-
ter – hier liegt der Onlinepreis bis zu 60
Prozent unter dem im stationären Handel.
Selbstzweck sind Kostensenkungen aber
nicht, entscheidend ist für Buschle das rich-
tige Preis-Leistungs-Verhältnis. Rechner,
Drucker oder Server etwa ordert er nicht via
Internet, sondern beim Spezialisten vor Ort
mit einem Leasing- und Wartungsvertrag
über drei Jahre. „Hier ist der Preis zweitran-
gig“, betont der Unternehmer. „Wichtiger ist
eine ständige Verfügbarkeit der EDV, weil
wir vollständig digitalisiert sind und ein
Rechnerausfall für uns Betriebsstillstand
bedeutet.“
Trotz dieser Einschränkung: Einen Großteil
der Büroartikel und Verbrauchsgüter be-
schafft die SDN Präzisionstechnik GmbH
online. Damit befindet sich der Mittelständ-
ler in guter Gesellschaft. Der E-Commerce-
Markt boomt, stellte der Handelsverband
Deutschland unlängst fest – auch wegen
einer steigenden Zahl von gewerblichen
Kunden, die sich attraktive Preise früher
eher über Einkaufsverbund, Genossen-
schaft und spezielle Firmenkundenkarten
im Großmarkt sicherten. Für 2015 erwar-
tet der Internethandel einen Umsatz von 42
Milliarden Euro.
Allerdings sollte jeder Firmenchef gut über-
legen, wie sehr er auf Onlinebeschaffung
setzt. „Dabei gilt es, nicht nur auf den Preis
zu schauen“, betont Astrid Auer-Reinsdorff,
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
IT-Recht im Deutschen Anwaltverein.
„Unternehmer haben weniger Rechte als
Verbraucher und können in teure Ver-
tragsfallen tappen.“ Stichwort Widerrufs-
recht: Verbraucher können online bestellte
Ware ohne Angabe von Gründen innerhalb
von 14 Tagen zurücksenden, Firmenkun-
den nicht. „Manche Händler gewähren
zwar ein sogenanntes Rücknahmerecht,
um für Gewerbekunden attraktiv zu sein“,
weiß Auer. Die Frist beträgt dann 14 bis 30
Tage. Im Unterschied zu Privatleuten könn-
ten Unternehmer ein Produkt aber nicht auf
Tauglichkeit und Gefallen prüfen: „Sie dür-
fen die Ware nur einwandfrei und unbenutzt
zurückgeben.“
Weniger Recht für Unternehmer
Lediglich bei Mängeln ist Firmenkunden
eine Rücksendung der Ware ohne die ent-
sprechende Klausel erlaubt, dann allerdings
müssen sie sich beeilen: „Unverzüglich
nach Ablieferung durch den Verkäufer“, so
heißt es im Paragraf 377 Handelsgesetz-
buch, müsse eine Lieferung untersucht,
ein sofort erkennbarer Mangel beim Ver-
käufer gemeldet und eine Minderung des
Preises oder eine Rückgabe verlangt wer-
den. Konkret bedeutet das: Der Abnehmer
muss äußerlich beschädigte Lieferungen
sofort zurück- und auf Mängel binnen zwei
bis drei Tagen hinweisen. Nur ein im Ge-
brauch entdecktes Problem kann noch in
der Verjährungsfrist von zwei Jahren mo-
niert werden. Für Firmenkunden allerdings
dürfen Verkäufer diese Frist auf ein Jahr
halbieren. Nur der genaue Blick in die AGB
des Onlineshops kann also vor einer teu-
ren Überraschung schützen. Bei IT-Anlagen
gibt es einen weiteren Trick: Die Risiken
lassen sich hier minimieren, indem Hard-
und Software zusammen gekauft wird. „In
diesem Fall haftet der Lieferant dafür, dass
die Anlage insgesamt funktioniert“, erläu-
tert Expertin Auer. „Die in der Praxis häufige
Schuldzuweisung zwischen Hardware- und
Softwareanbieter funktioniert dann nicht.“
Einkauf im Verbund geht immer
Wer sich weder mit rechtlichen und techni-
schen Details noch mit Preisrecherchen im
Internet beschäftigen will, sollte weiter auf
den gemeinsamen Einkauf setzen. Speziel-
le Plattformen wenden sich an Mittelständ-
ler, die in verwandten Branchen operieren
oder große Mengen ähnlicher Produkte
„Büroartikel wie Papier, Stifte oder Klammern
bestellen wir online, Firmengeschäftspapier
ebenfalls“, erklärt Buschle. „Das ist bis zu 30 Prozent
billiger als vor Ort.“ Noch mehr spart er bei Papiertüchern,
Handwaschseife oder Pflaster – hier liegt der Onlinepreis bis
zu 60 Prozent unter dem im stationären Handel.
BESCHAFFUNGSSTRATEGIE
Auf diese Besonderheiten sollten Sie beim Einkauf achten
ONLINEHÄNDLER:
eignen sich für viele Büroartikel oder Verbrauchsgüter und bieten
sehr günstige Konditionen. Studieren Sie die AGB und achten Sie darauf, ob der Shop
ein kosten- oder portofreies Rücksenderecht einräumt und ob die Gewährleistungs-
frist zwei Jahre beträgt. Untersuchen Sie die Ware beim Eingang und geben Sie dem
Zusteller beschädigte Teile wieder mit.
LOKALE EINZELHÄNDLER:
lassen bei den Konditionen mit sich reden, wenn das Ge-
spräch gut vorbereitet ist. Wer Vergleichspreise recherchiert hat, kann Rahmenverträge
zu ähnlich guten Konditionen wie bei Onlinehändlern abschließen. Sinnvoll ist der
Einkauf vor Ort vor allem bei Produkten, die später Service und Wartung erfordern. Wer
IT-Anlagen und Software zusammen beschafft, erhält oft eine bessere Gewährleistung
als bei getrennter Bestellung.
VERBUNDGRUPPEN:
oder Einkaufsgenossenschaften bekommen wegen ihres hohen
Ordervolumens bessere Konditionen als einzelne Kunden und geben diesen Preis-
vorteil größtenteils an ihre Mitglieder weiter. Außerdem können Genossenschaften
ihre Mitglieder beim Einkauf gut beraten, weil sie Eigenheiten und Anforderungen der
Branche beziehungsweise des Unternehmens berücksichtigen. Mehr Informationen
gibt es unter
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