DAS QUARTAL 1.2020

DAS QUARTAL 1.20 19 Themen im Fokus • Aktien werden zunehmend von Anlegern entdeckt, die ihr Geld bislang auf unverzins- ten Spar- und Festgeldkonten parkten. • Aktienmärkte steigen oftmals in Phasen einer schwächeren Konjunkturentwicklung – deutliche Kurseinbrüche sind hingegen meist nach einem wirtschaftlichen Boom zu verzeichnen (wenn die Notenbanken die geldpolitischen Zügel anziehen). Dieses his- torisch belegte Börsenmuster spricht gegen ein baldiges Ende des Börsenaufschwungs. Die wichtigsten Aktien- märkte im Detail USA • In den USA liegen die beiden erwähnten Bewertungsparameter derzeit am höchsten (siehe Grafik). Dies hat aber Tradition und liegt nicht zuletzt daran, dass die Ameri- kaner aktienaffin sind (über 50 % der Ame - rikaner sind über verschiedene Anlagein­ strumente in Aktien investiert) und über einen hohen Anteil wachstumsstarker und somit sehr nachgefragter Unternehmen verfügen. Zudem stützen insbesondere die hohen Aktienrückkäufe der US-Unterneh- men die Kurse. Sie werden voraussichtlich allein rund 2 % zum Gewinnwachstum pro Aktie beitragen. • Die fundamentale Bewertung ist dessen ungeachtet als ziemlich ambitioniert zu be- zeichnen, zumal die bereits hohen Gewinn- margen (> 10 %) und die Konjunktursorgen außergewöhnliche Gewinnsteigerungen er- schweren. Von dieser Warte aus sollten die Erwartungen an die weitere Performance des US-Aktienmarktes in diesem Jahr nicht zu hoch angesetzt werden. • Da Donald Trump alles daransetzen dürf- te, im November wiedergewählt zu werden, könnte er noch ein „Kaninchen“ aus dem Hut zaubern (z. B. weitere Steuersenkun- gen). Trotz einer weiterhin rasant steigen- den US-Staatsverschuldung dürfte er nicht davor zurückschrecken. Der Aktienmarkt würde davon profitieren, zumindest kurz - fristig. • Die US-Notenbank hatte sich zuletzt da- hingehend geäußert, dass sie nach den drei Zinssenkungen in 2019 um jeweils 25 Ba- sispunkte zunächst eine abwartende Hal- tung einnehmen will. Auch wenn die Fed vorerst keine weiteren Leitzinssenkungen plant, dürfte ihre Geldpolitik aber unverän- dert locker bleiben, was dem Aktienmarkt entsprechenden Rückenwind geben sollte. • Das politische Umfeld bleibt aufgrund des erratischen Politikstils Donald Trumps wenig kalkulierbar. In Sachen Handelsstreit mit China wurde eine „Feuerpause“ verein- bart, was die Finanzmärkte beruhigte. Da weitere Eskalationen des Konflikts beiden Seiten konjunkturell heftigen Schaden zufügen würden, überwiegt weiterhin die Hoffnung auf eine gütliche Lösung. • Naturgemäß wissen auch wir nicht, wie sich die Lage im aufgeflammten USA-Iran- Konflikt kurzfristig weiterentwickeln wird. Wir halten allerdings einen direkten Krieg zwischen dem Iran und den USA für eher unwahrscheinlich, eine Politik der „Nadel- stiche“ ist die wahrscheinlichere Variante. Trump will keine unkalkulierbare Konfronta- tion. Ein dann viel höherer Ölpreis mit einer schwachen Konjunktur im Gefolge würde seine Wiederwahl Anfang November dieses Jahres gefährden. Auf iranischer Seite wür- de ein Krieg die ohnehin schon darbende Bevölkerung noch weiter ins Elend stürzen. Nach dem ersten „gesichtswahrenden“ iranischen Gegenschlag ohne direkte mi- litärische Antwort der Amerikaner hat sich die Lage aktuell etwas beruhigt, was auch die Börsen goutierten. Zudem gilt zu be- achten: Auch die bisherigen Zuspitzungen der Lage am Golf konnten den langfristigen Aufwärtstrend nie ernsthaft kippen. Das galt im Übrigen auch für andere geopoli- tische Krisen der jüngeren Vergangenheit. Die größere Gefahr für Anleger besteht vielmehr darin, kurzfristige Belastungen zu überschätzen. Europa • In Europa sind die Aktienmärkte nicht be- sorgniserregend überbewertet. Das Kurs- Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt 12,5 % über dem 10-Jahres-Durchschnitt. • Die weiterhin sehr expansive Geldpolitik – auch unter der neuen EZB-Chefin Chris - tine Lagarde – garantiert bis auf Weiteres ausreichend hohe Liquidität, was eine Grundvoraussetzung für freundliche Akti- enmärkte ist. • Konjunkturell überwiegen in Europa noch die Schwächezeichen. Wichtig ist – speziell für Exportmeister Deutschland –, dass die protektionistischen Abschottungstenden- zen der USA ein Ende finden werden. An den Anstieg der Unternehmensgewinne sollten keine allzu großen Hoffnungen ge- knüpft werden. In den vergangenen Jahren wurden die Prognosen der Analysten im Jahresverlauf oftmals deutlich nach unten revidiert. Das tat steigenden Aktienkursen oftmals noch nicht einmal einen Abbruch. Aber auf Dauer könnten weiter steigende Aktienkurse ohne Unterfütterung durch entsprechend anziehende Firmengewinne ein ernsthaftes Problem für die Aktien- märkte werden. • Die langfristige Underperformance insbe- sondere ggü. dem US-Markt ist ein Punkt, der für europäische Aktien spricht. Schwellenländer • In den Schwellenländern ist die aktuel- le Gewinnbewertung im Vergleich zum 10-Jahres-Durchschnitt schon relativ üp- pig (nach den USA am zweithöchsten). Von bedenklichen Niveaus sind wir aber weit entfernt, zumal die Schwellenländermärkte im Hinblick auf das KGV absolut gesehen am günstigsten bewertet sind. • Das langfristige Wirtschaftswachstum entscheidet auch über die Entwicklung an den Finanzmärkten – insbesondere bei Aktien. Deshalb stützen die Prognosen der Ökonomen die Schwellenländer-Op- „Investiert bleiben und Ruhe bewahren“ war wieder einmal die richtige Devise – und sie wird auch zukünftig nichts von ihrer Gültigkeit verlieren.

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