DAS QUARTAL 2.2019

DAS QUARTAL 2.19 16 Themen im Fokus Resilienz: wichtig für einzelne Mitarbeiter und Unternehmen als Ganzes Resilienz heißt Widerstandskraft: Wer resilient ist, findet in Krisen schneller zurück in die Spur. Unternehmer sollten diese Fähigkeit trainieren lassen. So machen sie die Mitarbeiter stärker – und ihr Betrieb als Ganzes kann besser auf Herausforderungen reagieren. Text: Frank Wiercks W as im Internet so oft Erwähnung findet, muss seine Bedeutung haben: 2,4 Millionen Treffer zeigt Google für den Begriff Resilienz. Auf diesemNiveau bewegen sich Dienstwagen oder Fahrtenbuch. Die Kom- bination „Resilienz Unternehmen“ kommt auf 700.000 Treffer, „Resilienz fördern“ auf 550.000. Resilienz heißt Widerstands- kraft und gilt dem Magazin „Geo Wissen“ als „Geheimnis der inneren Stärke“. Wer resilient sei, finde nach Schicksalsschlägen schneller zurück in die Spur. Dahinter stecke ein komplexer psychischer Mechanismus aus vielen einzelnen Faktoren, der sich aus einer besonderen Fähigkeit speise: Seine psychischeGesundheitwährendWidrigkeiten aufrechtzuerhalten oder schnell wiederher- zustellen. Experten sagen, das • stärkt Lebenszufriedenheit und positive Emotionen wie etwa Begeisterung oder Spaß an der Arbeit, • reduziert negative Emotionen wie etwa Frustration, die die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen, • beeinflusst positiv das Betriebsklima und die Mitarbeiterzufriedenheit. Unternehmen mit überdurchschnittlicher Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit sind rentabler als Firmen mit frustrierten, ängstlichen oder depressiven Mitarbeitern. So wird Resilienz auch zum Thema der Un- ternehmensführung. Die eigene Widerstandskraft lässt sich trainieren Fachleute sehen Resilienz als Fähigkeit, Krisen gut zu meistern – im Privat- wie im Berufsleben. Firmenchefs sollten da- her überlegen, den Beschäftigten beim Verbessern ihrer Resilienz zu helfen. Laut Studien besitzt jeder dritte Mensch eine natürliche Resilienz – aber alle sollten diese Fähigkeit trainieren und ausbauen. „Generell können Arbeitgeber Mitarbeiter in Resilienz schulen, damit sie in Krisen auf die gelernten Fähigkeiten zurückgrei- fen können“, so die Management-Expertin Nicole Wollnow in der „Zeit“. Resilienz- Trainings helfen, generell besser mit Stress umzugehen oder in bestimmten Situationen aus seinen persönlichen Er- fahrungen individuelle Stärke zu schöpfen, etwa bei einem schwierigen Projekt. Dabei hilft laut „Karrierebibel“ – und sollte daher vom Chef gefördert werden – Folgendes: • Bisherige Krisen reflektieren und Selbsterkenntnis erlangen. • Sich Belastendes von der Seele sch- reiben und so seine Gefühle sortieren. • Niederlagen akzeptieren. • Den Blick auf Lösungen richten. • Stabile Beziehungen etwa zu einem Mentor aufbauen. • Neue Herausforderungen suchen. Resilienz gehört zu einer gesunden Work- Life-Balance Resilienz gewinnt nicht zuletzt deshalb an Bedeutung, weil die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zunehmend ver- schwimmen. Was für Unternehmer im- mer schon wichtig war, ist nun auch ein Thema seiner Mitarbeiter: Eine gesunde Work-Life-Balance. Hier helfen Trainings – übrigens nicht nur den Beschäftigten, sondern natürlich auch dem Firmenchef selbst. Mehr Resilienz bedeutet bei Füh- rungskräften eine bessere Impulskontrol- le und dadurch weniger operative Hektik. Das kann gerade in einer wirtschaftlich schwierigen Situation sehr wichtig sein, wenn es schnell und konzentriert die rich- tige Entscheidung zu treffen gilt, um die Lage in den Griff zu bekommen. Auch Organisationen müssen an ihrer Re­ silienz arbeiten Widerstandskraft ist aber nicht eine Frage einzelner Personen, sondern auch der gan- zen Organisation. Unternehmen müssen ebenso überraschenden Stress aushalten und dann stark zurückkommen können wie Menschen. Hier geht es etwa um die Fähigkeit einer Firma, auf einen Wettbewer- ber mit neuer disruptiver Technologie zu re- agieren und noch bessere eigene Produkte auf den Markt zu bringen. Handy-Hersteller Nokia hat dabei versagt, nachdem Apple 2007 sein erstes Smartphone vorstellte, und verschwand in der Versenkung. Und derzeit testen E-Auto-Pioniere wie Tesla die Resilienz deutscher Automobilkonzerne. Um sich in die richtige Richtung zu bewe- Jeder einzelne Mitarbeiter verfügt über eine bestimmte Widerstandskraft, jedes Team und sogar das ganze Unternehmen in der Summe. Die Fähigkeit zur Resilienz kann Teil der Unternehmenskultur sein oder werden. Nicole Willnow, Management-Expertin

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