DAS QUARTAL 2.2018

DAS QUARTAL 2.18 20 Themen im Fokus Dimensionen des unsystematischen Risikos Text: Prof. Dr. Stefan May (Leiter Anlagemanagement) • Ein Grundprinzip des Anlagemanagements lautet, sämtliche unsystematische Risiken zu eliminieren. • Diese Risiken treten in unterschiedlichsten Erscheinungsformen auf, darunter auch solche, bei denen zunächst gar kein Gedanke an Risiko aufkommt. • Daher werden nachfolgend die wichtigsten Varianten unsystematischen Risikos dargestellt. I mprofessionellenWertpapiermanagement gibt es einen eisernen Grundsatz: Das Eingehen von unsystematischen Risiken ist unter allen Umständen zu vermeiden, sys- tematische Risiken dagegen sollten in kon- trollierter Weise in Kauf genommen werden. Dies imWesentlichen aus folgenden Grün- den. Da sich unsystematische Risiken durch eine angemessen breite Vermö- gensstreuung wegdiversifizieren lassen, können Anleger für das Eingehen solcher Risiken auch keine Rendite oberhalb einer weitgehend risikofreien Kapitalanlage (z. B. Tagesgeld) erwarten. Es handelt sich also um ein Risiko, welches von den Märkten systematisch nicht durch eine Risikoprä- mie entlohnt wird. Hinzu kommt: Wenn un- systematische Risiken zuschlagen, wirken sie oftmals besonders zerstörerisch, d. h., sie haben größere Kursverluste zur Folge als systematische Risiken und treten ins- gesamt auch häufiger auf. Auch gilt, dass es im Rahmen eines Wirtschaftssystems freier Märkte keinen Anhaltspunkt dafür gibt, dass sich Verluste aufgrund unsys- tematischer Risiken irgendwann wieder ausgleichen müssen. Im Gegenteil, die Schumpeter’sche schöpferische Zerstörung, die den Untergang einzelner Unternehmen, ja sogar ganzer Marktsegmente bewirken kann, ist geradezu ein Wesensmerkmal je- des marktwirtschaftlichen Systems. Systematische Risiken dagegen wirken global und branchenübergreifend und treffen die internationalen Finanzmärkte flächendeckend, weshalb sie auch durch keine noch so ausgeklügelte Risikostreu- ung wegdiversifiziert werden können. Insofern entspricht es ökonomischer Lo- gik, dass für das Eingehen dieser Risiken langfristig eine spürbare Mehrrendite ge- genüber einer weitgehend risikofreien Ka- pitalanlage erwartet werden kann. Zudem ist für systematische Risiken die erwähnte schöpferische Zerstörung so gut wie aus- geschlossen – es sei denn, wir würden die Marktwirtschaft an sich infrage stellen. Die folgende Tabelle fasst die skizzierten Unterschiede zwischen beiden Risikoarten zusammen: Angesichts dieser Unterschiede stellt sich die Frage, aus welchen Quellen unsyste- matische Risiken entspringen und wie man sie erkennen kann. Hierzu kann man festhalten, dass es sich im Wesentlichen um Risiken handelt, die auftreten, wenn der Schwerpunkt einer Anlage zu stark auf • einzelnen Wertpapieren, • einzelnen Ländern und Regionen, • ausgewählten Anlagesegmenten und Investmentthemen liegt. Schwerpunktsetzungen auf einzelne Wert- papiere sind die bekannteste Erschei- nungsform unsystematischen Risikos. Betrachten wir hierzu den Kursverlauf der Vorzugsaktie der Volkswagen AG sowie des deutschen Aktienmarktindexes DAX im Zuge des Abgasskandals innerhalb des VW-Konzerns, der bei der VW-Aktie zu ei- nem Kurseinbruch von deutlich über 50 % geführt hat. Siehe Abbildung 1. auf Seite 21. Solche Vorgänge sowie die damit verbun- denen (unsystematischen) Risiken sind für Anleger unmöglich vorherzusehen. Wird nun in einem Depot ein zu großer Schwer- punkt auf diese oder eine beliebige andere Aktie gelegt, so schlagen die beschriebe- nen Ereignisse auch empfindlich auf das Depot durch. Es erleidet Verluste aufgrund unsystematischer Risiken mit allen in oben stehender Tabelle genannten Begleit- erscheinungen. Die auch schon vor der Abgas-Krise zu beobachtenden – im Vergleich zum DAX – deutlich heftigeren Schwankungen der VW-Aktie sind durchaus typisch für Aktien- Einzelwerte und kein Zufall des gewählten Beispiels. Doch was ist der Grund? Die Antwort lautet: Neben globalen und länder- spezifischen Risikofaktoren sind Einzeltitel noch zusätzlichen Risiken ausgesetzt, die nur das Unternehmen betreffen, aber den Kursverlauf der entsprechenden Aktie er- heblich beeinträchtigen können. Vorsorglich möchten wir ausdrücklich betonen, dass wir durch die Wahl des VW-Beispiels das Unternehmen VW nicht schlechtschreiben wollen. Stattdessen geht es uns darum, den verheerenden Charakter unsystematischer Risiken zu verdeutlichen, der sich auch bei jedem beliebigen anderen Einzelwert zeigen könnte. Schwerpunkte auf einzelne Länder und Regionen bewirken eine weitere Varian- te unsystematischen Risikos. Hier ist vor allem der Hang vieler Anleger zu nennen, sich bei ihren Investitionen zu stark auf den jeweiligen Heimatmarkt zu konzentrieren – WESENTLICHE UNTERSCHIEDE ZWISCHEN UNSYSTEMATISCHEN UND SYSTEMATISCHEN RISIKEN Quellen: eigene Darstellung Unsystematische Risiken Systematische Risiken Kann eineRisikoprämie erwartet werden? Nein, da sich dieseRisiken durch Diversifizierung vermeiden lassen Ja, wissenschaftlich gesichert Auswirkungen schlagendwerdender Risiken Kursverluste drastisch und relativ häufig DrastischeKursverluste eher selten Entwicklung nach schweren Kursverlusten Keine Gewährleistung auf Erholung; Funktionsweisemarktwirtschaftlicher Systeme beinhaltet auch die Konkursmöglichkeit für einzelne Unternehmen und den Untergang einzelner Märkte Systembedingte Erholung praktisch sicher ; Funktionsweisemarkt- wirtschaftlicher Systeme verbietet den Untergang desWeltmarktes Quelle: eigene Darstellung Angesichts dieser Unterschiede stellt sich die Frage, aus welchen Quellen unsystematische Risiken entspringen und wie man sie erkennen kann. Hierzu kann man festhalten, dass es sich im Wesentlichen um Risiken handelt, die auftreten, wenn der Schwerpunkt einer Anlage zu stark auf - inz lnen Wertpapieren, - einzelnen Ländern und Regionen, - ausgewählten Anlagesegmenten und Investmentthemen liegt. Schwerpunktsetzungen auf einzelne Wertpapiere sind die bekannteste Erscheinungsform unsystematische Risikos. Betrachten wir hierzu den Kursverlauf der Vorzugsaktie der Volkswagen AG sowie des deutschen Aktienmarktindexes DAX im Zuge des Abgasskandals innerhalb des VW- Konzerns, der bei der VW-Aktie zu einem Kurseinbruch von deutlich über 50 % geführt hat. Kursverlauf Volkswagen-Vorzüge versus DAX seit Anfang 2013 2

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