DAS QUARTAL 1.2018

DAS QUARTAL 1.18 21 Themen im Fokus nach wie vor Weltmacht Nr. 1 und zieht allein aus diesem Grund internationales Kapital an. Die hohe Bewertung des US- Marktes relativiert sich zudem durch die immer noch moderaten Zinsen. Die relativ hohe Bewertung wäre kein Bremsklotz für weiter steigende Aktienkurse, wenn es gelänge, die Unternehmensgewin- ne in 2018 merklich zu steigern. Nach vielen Enttäuschungen in den Vorjahren ist dies in 2017 mit einem Plus von durchschnittlich knapp 10 % (Stand Ende Oktober) endlich mal wieder gelungen. Eine Wiederholung in dieser Größenordnung dürfte in 2018 nicht ganz einfach werden, da die Gewinnmar- gen bereits auf einem sehr hohen Niveau liegen. Das globale dynamische Konjunk- turwachstum und die Steuerreform könn- ten die Gewinnentwicklung allerdings positiv unterstützen. Die Steuerreform liefert zudem weiteren Spielraum für Aktienrückkäufe, ei- nen der Treiber der Gewinnentwicklung in den letzten Jahren. Hintergrund: Wenn ein Unternehmen seine eigenen Aktien vom Markt nimmt (und vernichtet), steigt auto- matisch der anteilige Gewinn der verblie- benen Aktien. Allein durch diesen Effekt konnten in den letzten Jahren die im S&P 500 enthaltenen Gesellschaften den Gewinn je Anteilsschein um rund 3 % p. a. steigern. Fazit USA Der US-Aktienmarkt befindet sich trotz ambitionierter Bewertung und Mr. Unbere- chenbar Donald Trump weiterhin in einem intakten Aufwärtstrend, wenngleich dieser bereits ein sehr reifes Stadium erreicht hat. Massive Überbewertungen à la Hightech- Blase zur Jahrtausendwende sehen wir zwar nicht, ein ähnlich positiver Aktienver- lauf wie in 2017 dürfte aber unter Bewer- tungs- und politischen Aspekten schwer zu wiederholen sein. Zinsseitig und konjunkturell ist der US- Markt recht gut unterstützt. Unterschät- zen darf man auch nicht, dass dem US- Aktienmarkt derzeit nur von sehr wenigen Anlageexperten hohe Chancen eingeräumt werden. Das ist oftmals ein Hinweis darauf, dass nach einem guten Jahresstart – wo- nach es derzeit auch aussieht – noch viele unterinvestierte Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen müssen und eine Auf- wärtsbewegung so beschleunigen können. Wir meinen: US-Aktien sollten naturgemäß einen nennenswerten Raum in einem Akti- enportfolio einnehmen. Viele US-Konzerne generieren einen Großteil ihrer Umsätze und Gewinne rund um den Globus. Zudem spiegelt die hohe US-Marktkapitalisierung die enorme Wirtschaftskraft und Innova- tionsfähigkeit der amerikanischen Firmen wider. Acht von zehn der weltweit größten Konzerne haben ihren Sitz in den USA. Vor dem Hintergrund der strammen Bewertung des US-Aktienmarktes und der politischen Unwägbarkeiten sollten jedoch die ande- ren Aktienregionen nicht vernachlässigt werden, die obendrein auch interessante Chancen bieten. Europa Politisches Umfeld Im Fokus der Anleger – vor allen Dingen hierzulande – stehen aktuell zweifelsoh- ne die zähen Koalitionsverhandlungen in Berlin. Nach dem Scheitern der sog. Jamaika-Verhandlungen stellt sich die Wiederbelebung der Großen Koalition als schwierig heraus. Neuwahlen sind nicht gänzlich auszuschließen, wobei die etab- lierten Parteien ein hohes Risiko eingehen würden. Die Politikverdrossenheit vieler Wähler hat sich schon beim letztjährigen Wahlergebnis gezeigt. Radikale Parteien dürften von einem neuen Urnengang ver- mutlich profitieren. Doch bisher scheint die Finanzmarktakteure das politische Hin und Her in Berlin wenig zu stören. Das derzeit günstige konjunkturelle Umfeld wiegt of- fensichtlich deutlich schwerer. Die Europäische Gemeinschaft steht ebenfalls vor großen Herausforderungen. Der Austritt Großbritanniens aus der EU muss gestemmt werden. Die Flüchtlings- frage und insbesondere die bevorstehende Wahl in Italien (geplant für Anfang März) sind allerdings die wichtigsten Themen mit Sprengkraft. Sollten die EU-Gegner in Italien an die Macht kommen, steht die nächste Zerreißprobe auf der Agenda der Gemeinschaft. Probleme bereiten auch vie- le osteuropäische EU-Mitglieder, die gerne alle (finanziellen) Pfründe einheimsen, aber keinerlei Verantwortung (u. a. durch die Aufnahme von Flüchtlingen) tragen wollen. Weitere Knackpunkte sind beispielsweise die Nichteinhaltung von Schuldengrenzen und Diskussionen rund um eine mögliche Staatsrettung von maroden Banken (Ita- lien). Festzuhalten bleibt: Das politische Umfeld im Jahr 2018 dürfte erneut her- ausfordernd werden – Schwarzmalerei ist aber nicht angebracht. Zinsumfeld/Währung Das monetäre Umfeld für Aktien bleibt in Eu- ropa äußerst günstig. Die Europäische Zen- tralbank (EZB) dürfte sich vehement gegen signifikant höhere Renditen stemmen. Viel- mehr ließ EZB-Chef Draghi bis zuletzt kei- nen Zweifel daran, dass mit einem schnel- len Ende der expansiven Geldpolitik nicht zu rechnen ist. Speziell die hochverschuldeten südeuropäischen Länder könnten einen sig- nifikanten Zinsanstieg nicht verkraften. Fundamentale Bewertung Aktienbewertung in Europa Die europäischen Aktienmärkte sind – absolut betrachtet – niedriger bewertet als der amerikanische Markt. Regelrecht preisgünstig sind die europäischen Akti- enmärkte allerdings auch nicht. Die euro- päischen Unternehmen besitzen aber nach wie vor ein markantes Aufholpotenzial in Sachen Gewinnentwicklung gegenüber ihren amerikanischen Pendants, was sich vor allem an noch deutlich ausbaufähigen Gewinnmargen zeigt. Durchaus möglich, dass sich das von Analysten für 2018 er- wartete rund 10%iges Gewinnwachstum europäischer Firmen auch tatsächlich realisieren lässt, zumal die dynamische Konjunktur Rückenwind verleiht und nicht wenige europäische Aktiengesellschaften ebenfalls von der bereits erwähnten US- Steuersenkung profitieren werden. Doch selbst wenn die Gewinne in 2018 nur ein- stellig wachsen, sollte das kein Beinbruch sein. Positiv zu vermerken ist noch, dass europäische Aktien im Regionenvergleich über die attraktivste Dividendenrendite ver- fügen – im Durchschnitt 3,2 % (basierend auf dem MSCI Europa Index). Fazit Europa Auch in diesem Jahr stehen die Chancen gut, dass die europäischen Börsen mit einer positiven Wertentwicklung das Jahr 2018 beenden werden. Aufholpotenzial im Ver- gleich zur Wall Street ergibt sich aus etwas besseren Gewinnaussichten der Unterneh- men, der attraktiveren Dividendenrendite und den mittlerweile spürbar günstigeren Bewertungskennzahlen (Beispiel KGV). Hin- zu kommen die anhaltend expansive Geld- politik der EZB und der mittlerweile regional breit gefächerte Konjunkturaufschwung. Wir meinen: Die politischen Risiken in der europäischen Gemeinschaft sind ein Wer- mutstropfen – aber daran hat man sich ja fast schon gewöhnt. Wir sehen dennoch gute Chancen, dass Europa die USA in diesem Jahr performancetechnisch hinter sich lassen kann (auch ohne Schützenhilfe vom US-Dollar). Schwellenländer Politisches Umfeld Die politische Situation stellt sich in den Schwellenländern sehr differenziert dar. Nach westlichem Vorbild funktionierende Demokratien sind hier eher selten anzutref- fen. Weil die wirtschaftliche und politische Entwicklung einzelner Länder meist nur schwer einzuschätzen ist, sollte in einen möglichst breiten Mix aus Schwellenlän- dern investiert werden. In Sachen politisches Risiko wird man in den Schwellenländern wahrscheinlich noch längere Zeit mit Unwägbarkeiten leben müssen. Ein Pro-Argument für die Aktien- anlage wird sich hier somit nur schwerlich ableiten lassen. Es lässt sich aber auch konstatieren, dass viele Schwellenländer in den letzten Jahren merkliche Fortschritte in Sachen Demokratie gemacht haben, z. B. in Teilen Lateinamerikas. Zinsumfeld/Währung Das Zinsniveau in den Schwellenländern ist traditionell spürbar höher als in den entwi- ckelten Staaten. Schlichtweg auch deshalb, weil die Gläubiger hier höhere Risiken ein- gehen. Als da wären: politische Instabilität, höhere Inflationsraten, Abhängigkeit von der Rohstoffpreisentwicklung, Währungsrisiken etc. Aktuell verfolgen viele Notenbanken der Emerging Markets noch eine expansive

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