DAS QUARTAL 1.2018

DAS QUARTAL 1.18 20 Themen im Fokus Kapitalmärkte 2018 – ein Blick nach vorn Text: Oliver Deparade • Positives Umfeld für Aktienmärkte bleibt intakt • Niedrigzins hat Anleihemärkte auch 2018 im Griff • Goldpreisprognose mit vielen Fragezeichen versehen Aktienmarkt Bevor wir zum Detailausblick für die vier maßgeblichen Aktienregionen kommen, eine kurze Würdigung des Aktienjahres 2017. Es dürfte als schwankungsarmes und sehr erfreuliches Börsenjahr in die Annalen eingehen. Der MSCI World Index legte auf Dollarbasis gut 20 % zu. Die US-Leitbörse führte unter den großen Industrieländern die Gewinnerliste an. Der S&P 500 gewann 2017 immerhin gut 19 %. Da der Euro aber im Jahresverlauf zum US-Dollar um 14 % aufwertete, verbuchten europäische Anleger einen deutlich kleineren Gewinn. Europa und Japan konnten ebenfalls deutli- che Gewinne verbuchen. Den europäischen Börsen hatten wir im letzten Jahr aufgrund der Bewertungsdifferenz (KGV/KBV) und der expansiveren Geldpolitik seitens der EZB allerdings eine bessere Entwicklung als der Wall Street zugetraut. Dies gelang letztlich nur unter Berücksichtigung der Währungs- verschiebung – wenn auch nur knapp. Bes- ser als bei europäischen Aktienindizes wie dem Euro Stoxx 50 lief es beimDAX: +12,5 %. Unter anderem unterstützt von mehrheit- lich steigenden Rohstoffpreisen setzten die Schwellenländerbörsen zu einer deutlichen Aufholjagd an – MSCI Emerging Markets +34 % (!) auf Dollarbasis. Diese Entwick- lung kam für uns – entgegen vielen anderen Expertenmeinungen – nicht überraschend, wohl aber in diesem Ausmaß. Was Sie, liebe Leserin, lieber Leser, jetzt wohl am meisten interessiert: Wie geht es 2018 an den globalen Finanzmärkten weiter? Die wichtigsten Aktien- regionen im Check USA Politisches Umfeld Donald Trump war im vergangenen Jahr immer für eine Überraschung gut – meist im negativen Sinne. Die imWahlkampf voll- mundig angekündigten Impulse – wie z. B. groß angelegte Infrastrukturinvestitionen – blieben bislang aus. Immerhin wurde kurz vor Jahresende eine Steuersenkung be- schlossen, wenn auch nur mit sehr knapper Mehrheit. Für den Aktienmarkt relevant ist insbesondere die deutliche Absenkung der Unternehmenssteuern (von 35 auf 21 %). Nicht zuletzt Trump selbst profitiert als Im- mobilienmogul von dieser Entscheidung. Die Kehrseite ist die steigende Staatsver- schuldung. Kaum ein Volkswirt geht davon aus, dass sich die Steuersenkung durch eine Konjunkturbeschleunigung (mit in der Folge sprudelnden Steuereinnahmen) selbst trägt. Die Finanzmarktakteure sehen bis jetzt aber nur die unmittelbar positiven Effekte für die Unternehmensgewinne und den Spielraum, den sie wahrscheinlich für (kursstimulieren- de) Aktienrückkaufprogramme schaffen. Es wird sich erst später zeigen, ob sich diese Annahme auch bewahrheiten wird. Dass Trump auch seinWahlversprechen, die Handelsdefizite deutlich einzudämmen, nicht eingelöst hat, hat einen deutlich positiven Ef- fekt: Ein drohender Handelskrieg mit China ist bis dato ausgeblieben und Trump dürfte sich davor hüten, einen solchen anzuzetteln. Gut so, denn Protektionismus nutzt langfris- tig niemandem, auch nicht den Amerikanern. Da Trump aber weithin als unberechenbar gilt, sind Vorhersagen hinsichtlich des wei- teren US-Kurses schlichtweg unmöglich. Fest steht nur: Dem Präsidenten ist grund- sätzlich alles zuzutrauen, was im Endeffekt zu einem eher schwierigen politischen Um- feld in Übersee führt. Positiv ist zumindest, dass der US-Kongress Trumps Ideen nicht widerstandslos eins zu eins umsetzen dürf- te, auch durch Stimmen aus seiner eigenen Partei (siehe gescheitere Abschaffung des Gesundheitssystems Obamacare). Zinsumfeld/Währung Die US-Notenbank (Fed) hat in 2017 drei kleinere Leitzinsanhebungen um jeweils 0,25 % auf mittlerweile 1,25 bis 1,50 % be- schlossen – die letzte imDezember. Für die- ses Jahr sind drei weitere Zinserhöhungs- trippelschritte geplant. Von einem deutlich restriktiven Kurs sind die Währungshüter aber immer noch weit entfernt. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn Anfang Fe- bruar Jerome Powell von der aktuell noch amtierenden Fed-Chefin Janet Yellen den Staffelstab übernimmt. Die US-Geldhüter haben stets betont, dass sie sehr sorg- fältig auf neue Konjunktursignale achten und umgehend reagieren werden, falls die Wachstumsraten der US-Wirtschaft deutlich zurückgehen sollten. Sprich: Sie werden den Zinserhöhungsprozess umgehend stop- pen und falls nötig auch wieder rückgängig machen, wenn die Konjunktur schwächeln sollte. Die jüngsten Zinserhöhungen geben Spielraum dafür, haben also auch ihr Gutes. Die Fed wird deshalb auch nur bei einer deutlichen Beschleunigung des Wirt- schaftswachstums mit zusätzlichen Maß- nahmen reagieren. Im Falle eines Konjunk- turbooms hellen sich aber im Gegenzug die Perspektiven für die Unternehmens- gewinne weiter auf, was den Aktienkursen weiteren Rückenwind geben sollte. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen steigenden Zinsen und fallenden Aktien- kursen (wie er des Öfteren gern suggeriert wird) gibt es ohnehin nicht. Während der vergangenen Zinserhöhungszyklen ten- dierten die Aktienmärkte noch für länge- re Zeit freundlich. Gefahr droht erst dann, wenn hohe Zinsen den Konjunkturmotor abwürgen und parallel dazu die Unterneh- mensgewinne abstürzen. Ein derartiges Szenario ist noch nicht in Sicht. Fundamentale Bewertung Aktienbewertung USA Die US-Börse ist – gemessen an dem durchschnittlichen Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnis – unter den gro- ßen Industrieländermärkten am höchsten bewertet, absolut gesehen und auch in Re- lation zum 5-Jahres-Durchschnitt. Allerdings ist zu beachten: Eine vergleichs- weise hohe Bewertung weist die Wall Street traditionell auf, da die US-Börse verstärkt im Fokus der internationalen Finanz- marktakteure steht und viele börsennotierte US-Unternehmen eine außergewöhnliche Qualität (und Innovationskraft) aufweisen, was sich auch in der mit Abstand höchsten Marktkapitalisierung im globalen Vergleich niederschlägt. Hinzu kommt: Die USA ist

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