DAS QUARTAL 1.2019

DAS QUARTAL 1.19 14 Themen im Fokus N achfolge ist überall ein Thema. Neulich war zu lesen, dass dem Handwerk die Meister ausgehen. Gesucht sind also nicht nur neue Personen für die Firmenspitze, son- dern auch Nachfolger für in den Ruhestand wechselnde Facharbeiter und Spezialisten. Eine mögliche Lösung: auf Meisterinnen setzen. Klingt wieWortklauberei, ist aber eine sinnvolle Lösung, denn auch Frauen können FührungundLeistung. Durchsiehabenschon viele Betriebe eines der größten Probleme im Mittelstand gelöst: die Nachfolge. Statt eines Nachfolgers übernimmt einfach eine Nachfolgerin das Unternehmen, etwa eine Tochter oder Enkelin. Das klappt selbst in Familienunternehmenmit einer langen Linie von Patriarchen. Vor ein paar Jahren wurde sogar der Trend „Generation Tochter“ für den Mittelstand ausgerufen. Der hat viel für sich: Auf Frauen zu setzen, ist mit Blick auf die Nachfolge oft eine naheliegende und gute Lösung. Unabhängig vom Geschlecht ist und bleibt dasWichtigste aber: Firmenchefs müssen dieNachfolge gut durchdacht sowie geplant angehen – und vor allem zeitig. Dann klappt das mit der Nachfolge schon. Der Mittelstand legt die Nachfolge in Töchterhand Es gibt viele gute Beispiele für die „Genera- tion Tochter“ – also bei der Nachfolge auf die Tochter zurückzugreifen. Zahlreiche Mit- telständler haben das schon so gemacht. Der gerade verstorbene Berthold Leibinger etwa berief seine Tochter Nicola Leibinger- Kammüller zur Chefin des Maschinenbauers Trumpf. Julia Esterer übernahm von ihrem Vater den hessischen Tanklastzugspezia- listen Helsa. Julia Reichert leitet in fünfter Generation die Roemheld Gruppe, seit Jah- resbeginn 2018 gemeinsammit ihrem Bru- der. Dass der Trend nicht neu ist, zeigt das Beispiel Sybill Storz. Sie trat 1950 in das von ihrem Vater gegründete Pharmaunterneh- men Karl Storz Endoskope ein und baute es zu einemKonzern aus. Klar ist: Die Nachfol- ge imMittelstand treten längst auch Töchter ganz selbstverständlich an. So lässt sich oft am besten der Wunsch erfüllen, das Unter- nehmen in der Familie zu halten. 60 Prozent wollen das, so eine Studie der mittlerweile nur noch kurz KfW genannten Kreditanstalt für Wiederaufbau, der weltgrößten natio- nalen Förderbank. Und oft genug glückt es auch – mit Töchtern wie auch nach wie vor mit Söhnen: So macht sich derzeit Erich Sixt bereit für die anstehende Übergabe seines Leihwagenkonzerns an seine beiden Söhne. Die Lage auf dem Markt für Nachfolge ist eng Bis 2022 planen mehr als eine halbe Million Unternehmer ihre Nachfolge. Seit Jahren ist die Rede von einer Nachfolgewelle, die über den Mittelstand hinwegspülen wird. Für rund 100.000 Unternehmen sollte die Nachfolge eigentlich bereits bis Ende 2019 umgesetzt sein – ohne, dass derzeit ein Nachfolger gefunden oder mit der Su- che auch nur begonnen worden ist. Das ergab eine Sonderauswertung des KfW- Mittelstandspanels. Das Institut für Mit- telstandsforschung (ifm) in Bonn rechnet für den kleineren Mittelstand bis 2022 mit einer anstehenden Nachfolge in 150.000 anstehenden Fällen. Dabei geht es um inhabergeführte Unternehmen mit nicht mehr als 500 Mitarbeitern oder 50 Millio- nen Euro Jahresumsatz. Klar ist: Die Nachfolge ist ein Problem für Unternehmer aller Branchen und Größen, sie gehen das Thema aber allzu oft erst viel zu spät an. Daher verwundert auch nicht, dass für jeden siebten Unternehmer laut KfW-Studie die Stilllegung eine – wenn nicht gar die einzige – Option ist. Jeder vierte Unternehmer dürfte dann bereits mehr als 70 Jahre alt sein, jeder zehnte so- gar bereits 80 Jahre. Auch dem Handwerk fehlen nicht bloß Azubis und Meister, son- dern auch Nachfolger. Allein im Handwerk stehen in den nächsten fünf bis sechs Jah- ren 200.000 Unternehmen zur Übergabe an, weiß Holger Schwannecke, Generalsekre- tär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Bei der Nachfolge nicht auf die Kinder warten Viele Unternehmer schieben das Thema auf die lange Bank – auch wenn sich schon abzeichnet, dass die von ihnen präferierte Lösung der Nachfolge nicht klappt. Sperrt sich etwa ein Sohn dagegen, den Betrieb zu übernehmen, hoffen sie eben auf einen späteren Meinungsumschwung. Zumeist So bauen Sie Tochter oder Sohn für die Nachfolge auf Die Nachfolge ist imMittelstand ein Megathema. In Tausenden Betrieben steht der Übergang an der Firmenspitze bevor. Höchste Zeit für Unternehmer, mit der Planung ihrer Nachfolge zu starten. Text: Midia Nuri

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