DAS QUARTAL 3.2018

Steigern Sie die Energieeffizienz und produzieren Sie Ihren Strom Statt sich über die EEG-Umlage zu ärgern, sollten Unternehmer das Energiemanagement verbessern – durch Investitionen ins Energiesparen, den Wechsel des Versorgers und eine eigene Stromerzeugung. Text: Frank Wiercks E ine Studie, zwei Zahlen, viele Fragezei- chen: Die Energie-Einkaufsgemeinschaft e.optimum AG und die Marktforscher von Splendid Research haben errechnet, dass die meisten kleinen und mittelgroßen Un- ternehmen in Deutschland ihre Ausgaben für Energie allein durch eine bessere Or- ganisation des Stromeinkaufs erheblich senken könnten. Das durchschnittliche KMU würde demzufolge beim Strom 1.730 Euro pro Jahr sparen, bundesweit lägen die Ein- sparungen für alle gut 2,4 Millionen kleinen und mittelgroßen Betriebe bei mindestens 4,1 Milliarden Euro. Was Fragen aufwirft: Warum wird das Einsparpotenzial nicht genutzt, indem die Firmenchefs schlicht ihre Energielieferanten wechseln?Was wäre an weiteren Kostensenkungen drin, wenn zusätzlich in Energieeffizienz oder eine eigene Stromerzeugung investiert würde? Und generell: Warumgehen viele Unterneh- mer das Thema nicht strukturierter und mit eigens dafür verantwortlichem Personal beziehungsweise der Unterstützung durch externe Experten an? Energiemanagement mit System lohnt sich für alle Betriebe Bislang war die Energiewende für die weit- aus meisten Unternehmen zwar ein hehres politisches Ziel, aber eben auch ein Kos­ tentreiber. Mit dem wachsenden Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen – 2017 lag er bei einem Drittel der Stromerzeu- gung – steigt auch die Belastung der privaten wie gewerblichen Verbraucher durch die EEG-Umlage. Wiederholt ging es in diesem Blog darum, dass die mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ge- startete Subventionierung von Strom aus Windkraft, Sonnenstrahlen oder Biogas, die durch einen Aufschlag auf den Strom- preis finanziert wird, nicht nur für energiein- tensiv produzierende Kleinbetriebe und Mit- telständler eine zunehmende Belastung ist. Offenbar könnte ein besseres Management bei der Energiebeschaffung hier Entlastung bringen – natürlich würde weiter die EEG- Umlage anfallen, aber auch ein niedrigerer Einkaufspreis pro Kilowattstunde reduziert im Ergebnis die Ausgaben. Da hat mancher Firmenchef scheinbar schlicht verpennt, die Kosten zu senken – obwohl schon lange bekannt sein sollte, wie wichtig ein Ener- giemanagement mit System selbst für kleine Unternehmen sein kann. Förderprogramme für Investitionen in Energie nutzen Ebenso sinnvoll wie der Wechsel zu einem Stromlieferanten mit bes- seren Konditionen wäre es, noch einmal zusammen mit dem Steu- erberater genau zu studieren, wel- che Fördermöglichkeiten es in den Bereichen Energieeinsparung und Energieerzeugung gibt. Unter an- derem über die KfW oder die Deut- sche Energie-Agentur (dena) lassen sich zahlreiche Programme finden, die speziell auf bestimmte Betriebs- größen und Branchen zugeschnitten sind – etwa zur Sanierung von Gebäu- den, zur Einsparung von Energie in der Produktion oder zur Nutzung von Abwär- me. Förderprogramme zur Energieeffizienz – das klingt altbekannt und langweilig. Tatsächlich aber eröffnen sich hier immer wieder Chancen. Nicht unbedingt, weil es neue Programme gibt. Sondern eher, weil sich die Technik rasant weiterentwickelt und manchmal auch Gesetzesänderung für Bewegung am Markt sorgen, wie etwa neue Rahmenbedingungen für den soge- nannten Mieterstrom. Sektorenkopplung klappt auch auf dem Firmengelände Es muss ja nicht gleich das virtuelle Kraft- werk sein, in dem verschiedene Unterneh- men den Einsatz regenerativer Quellen zur Stromgewinnung sowie darüber hinaus ihren Energieverbrauch koordinieren. Aber zahlreiche Best-Practice-Beispiele, etwa von der „Mittelstandsinitiative Energiewen- de und Klimaschutz“ oder von „Sonnen- initiative e. V.“ zeigen, wie Unternehmen ihre Energiekosten besser in den Griff bekommen und idealerweise Strompro- duzenten werden. Hier gilt es, offen für unkonventionelle Lösungen zu sein und weit in die Zukunft zu denken – immerhin geht es bei solchen Investitionen um relativ lange Zeiträume. Wie dramatisch sich der Energiemarkt ändert, zeigt die Fachmesse Intersolar in München. Es geht nicht nur um Digitalisierung und Dezentralisierung, sondern auch um Sektorenkopplung, also die Verzahnung der Sektoren Strom, Wär- me und Mobilität. Klingt theoretisch, hat aber praktische Auswirkungen. Wer den Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umstellt, kann sie künftig mit Energie aus einer ei- genen Photovoltaik-Anlage betanken oder mit Strom aus einem Blockheizkraftwerk, das den Betrieb mit Wärme versorgt – schon klappt die Sektorenkopplung auf dem eigenen Firmengelände, möglicher- weise mitfinanziert durch Förderprogram- me von der KfW, der dena, einer Landes- förderbank oder sogar dem regionalen Stadtwerk oder Energieerzeuger. Wer jetzt solche Themen verschläft, könnte beim Thema Strom und Energieversorgung schnell den Anschluss verlieren. Quelle: www.trialog-unternehmerblog.de Herausgeber: DATEV eG, Nürnberg DAS QUARTAL 3.18 28 Themen im Fokus

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