DAS QUARTAL 2.2017 - page 22

DAS QUARTAL 2.17
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Themen im Fokus
Tipp fürs Leben:
Legen Sie nicht alle Eier
in einen Korb
Laufende Dividendensaison
Text: Andreas Naujeck (Senior Analyst)
B
ei der finanziellen Bildung spielen Kind-
heitserfahrungen eine größere Rolle als
beispielsweise der Unterricht in der Schule.
Das zurückliegende Osterfest ist eine gute
Gelegenheit für uns, aber auch für Eltern
oder Großeltern, an eine der wichtigsten
Erkenntnisse der Finanzmarktforschung
zu erinnern.
Zwei Beispiele machen schnell deutlich,
wohin mangelnde finanzielle Bildung füh-
ren kann. Zum einen vertrauen Finanzlaien
immer noch auf das Sparbuch und sehen
zu, wie ihr Vermögen von der unheilvollen
Kombination niedriger Zinsen und wach-
sender Inflation aufgefressen wird. An-
dere wiederum geraten an den falschen
Finanzberater und riskieren ihr Geld mit
der Investition in komplizierte und teure
Finanzprodukte.
Finanzielle Bildung ist kein klassisches
Schulfach, umso wichtiger ist das soziale
Umfeld. Studienergebnisse zeigen, dass
die Erziehung das spätere Anlageverhalten
beeinflusst. Es hilft also, Kinder zum Spa-
ren zu ermutigen und ihnen Budgetieren
beizubringen. Darüber hinaus ist im Laufe
der Jahrzehnte eine Vielzahl von Börsen-
weisheiten überliefert, die Anlegern helfen
können, die richtigen Entscheidungen zu
treffen. So ist zum Beispiel „Lege nicht alle
Eier in einen Korb“ ein Ratschlag, an den
Medien und Experten gerne zu Ostern er-
innern. Der Bedeutung des Spruchs nähert
man sich vom Unglücksfall. Fällt nämlich
der Korb herunter, sind wahrscheinlich alle
Eier kaputt. Sicherer ist es, das zerbrech-
liche Gut auf mehrere Körbe zu verteilen.
Dieses Bild lässt sich trefflich auf die Geld-
anlage übertragen: „Wer sein Vermögen nur
in eine Anlageklasse – also einen Korb –
wie etwa Aktien investiert, geht ein enor-
mes Risiko ein“, schreibt die Handelsblatt-
Chefkorrespondentin Jessica Schwarzer
in ihrem Buch „Sell in May and go away“.
„Schließlich ist die Entwicklung des Portfo-
lios dann auch nur von dieser Assetklasse
abhängig. (…) Wer breiter investiert, also
sein Geld auf Aktien, Anleihen, Rohstoffe
und Immobilien verteilt, kann den Absturz
einzelner Anlageklassen besser abfedern.
Denn der einzelne Korb hat dann weniger
Gewicht. Es ist weniger drin, was kaputt-
gehen kann.“
Anlageprofis sprechen bei der Umsetzung
der Regel von Risikostreuung oder Diversi-
fikation. Den wissenschaftlichen Nachweis
über die positiven Auswirkungen auf das
Risiko und mögliche Rendite erbrachte der
Wirtschaftswissenschaftler Harry Marko-
witz bereits 1952 im Alter von 24 Jahren.
W
ir haben im Rahmen unserer Publi-
kationen bereits des Öfteren auf das
schwierige Verhältnis vieler Deutscher
zur Aktie hingewiesen, das nicht selten in
eine regelrechte Abneigung mündet. Ich
will dieses Thema nicht überstrapazieren,
aber die aktuell laufende Dividendensaison
bietet einfach eine ideale Steilvorlage, die ich
nicht ungenutzt verstreichen lassen will.
Hintergrund: Deutsche (börsennotierte)
Konzerne schütten in diesem Jahr so viel
Dividende aus wie nie zuvor. Allein die 30
Der Ökonom kombinierte die jeweiligen
Investments auf eine Weise, dass ihre Er-
tragschancen an unterschiedliche Voraus-
setzungen gekoppelt waren. „Ein gutes
Portfolio ist mehr als eine lange Liste von
Wertpapieren“, sagt Markowitz. Die Folge:
Eventuelle Wertverluste in einem Bereich
werden durch Gewinne in anderen Berei-
chen aufgefangen – und das Risiko durch
Streuung insgesamt minimiert. 1990 erhielt
der heute 89-jährige Markowitz für seine
Portfoliotheorie den Nobelpreis.
Damit die Vorteile der Diversifikation aber
auch auf Ihr Depot durchschlagen, reicht
es nicht, wahllos in verschiedene Anlage-
klassen zu investieren. „Entscheidend ist,
dass die Struktur Ihres Wertpapierdepots
in einem wissenschaftlich-handwerklichen
Sinne in Ordnung ist“, sagt Prof. Dr. Stefan
May, Leiter Anlagemanagement der Quirin
Privatbank. Die unabhängigen Berater der
auf Honorarberatung spezialisierten Bank
unterstützen Sie bei der professionellen
Umsetzung und einem systematischen
Vermögensaufbau. Diese partnerschaftli-
che Zusammenarbeit macht Sie frei für die
wichtigen Dinge im Leben, zum Beispiel die
Weitergabe guter Ratschläge an die nächs-
te Generation.
DAX-Unternehmen werden heuer knapp 32
Mrd. € an ihre Aktionäre auskehren. Eine
zweifelsohne gute Nachricht … allerdings
vorwiegend für ausländische Investoren,
denn im Schnitt liegen rund 70 % (!) der
DAX-Aktien im Ausland.
Ein Trend, der schon seit Jahren zu
beobachten ist: Immer mehr ausländi-
sche Anleger vertrauen auf deutsche Top-
Konzerne. Bei manchen Gesellschaften
wie etwa adidas, SAP, Henkel oder Linde
liegen sogar schon rund 90 % der Aktien in
ausländischen Händen. Damit fließen auch
90 % der entsprechenden Gewinnaus-
schüttungen über die Grenzen. Oder böse
formuliert: siehe Überschrift. Lediglich drei
DAX-Konzerne befinden sich mehrheitlich
noch in deutscher Hand: Deutsche Bank,
Deutsche Lufthansa und Volkswagen.
Mein Mitleid mit den deutschen Anlegern
hält sich allerdings in Grenzen, schließlich
haben die ihr Schicksal selbst gewählt. Sie
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