Seite 9 - DAS QUARTAL 3.2012

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Hilfe in der Startphase bieten beispielsweise IHK, HWK und Gründungsinitiativen, vor
allem aber Ihr steuerlicher Berater. Er unterstützt Sie nicht nur in der Gründungsphase,
sondern während Ihres ganzen Unternehmerdaseins. Auch auf den DATEV-Seiten im
Internet finden Sie hilfreiche Informationen für den Schritt in die Selbstständigkeit unter
www.datev.de/existenzgruender.
Infos für Existenzgründer
THEMEN IM FOKUS
DAS QUARTAL 3.12
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chef die Executive Summary, also die Zu-
sammenfassung der wesentlichen Inhalte
und Zahlen, ebenso wie den ganzen Busi-
nessplan immer wieder anpasst und den Be-
trieb entsprechend ausrichtet“, betont der
Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmer-
tum und Existenzgründung an der WHU –
Otto Beisheim School of Management in
Vallendar.
Da die Diplom-Biologin Anke Domaske ihre
unternehmerischen Hausaufgaben gemacht
hat, läuft ihr Betrieb auch ohne solch eine
Neuausrichtung rund. Schnell gewann sie
rund 100 Kunden quer durch alle Branchen.
„Die haben von unserer Faser gelesen und
sind auf mich zugekommen, weil sie einen
Anwendungsbereich für sich interessant
fanden“, berichtet Domaske. Für sie stellte
sich eher die Frage, wie sie ohne Qualitäts-
verlust und Liquiditätsengpass diese große
Nachfrage bedienen und das damit verbun-
dene Wachstum stemmen sollte.
Schwierige Mitarbeitersuche.
Gemäß dem
Businessplan expandiert ihr Unternehmen
in überschaubaren Phasen. Bis Ende 2012
soll die benötigte Produktionsmaschine ge-
liefert sein, um die vorliegenden Aufträge
abzuarbeiten. „Vielleicht sogar ein wenig frü-
her“, hofft die Gründerin. Der derzeit nur sie-
ben Mitarbeiter zählende Betrieb wird dann
rund fünfmal so viele Beschäftigte haben –
allein 13 zusätzliche Experten sind erforder-
lich, um an der neuen Produktionsanlage
ihre Fasern herzustellen. Die nächste Ma-
schine ist bereits bestellt. Um sie zu betrei-
ben, werden ungefähr 20 weitere Biotechno-
logen und Spinn- sowie Extrusionstechniker
gebraucht. „Dafür die richtigen Leute zu fin-
den dürfte nicht einfach werden“, erwartet
Domaske, die sich bereits jetzt mit diesem
Thema beschäftigt.
Dass Personalsuche eine von Jungunter-
nehmern unterschätzte Herausforderung
ist, weiß Patrick Sturm aus eigener Erfah-
rung. Er startete 2002 mit Michael Mücke
nebenberuflich die Beratungsgesellschaft
Steuern und Finanzen nicht im Griff haben.
Immerhin dauert es im Schnitt 1,9 Jahre, bis
die ersten Gewinne sprudeln, so eine Umfra-
ge des Gründer- und Mentorennetzwerks
Forum Kiedrich. Deshalb sind sich alle Ex-
perten einig: Vor allem die geschäftliche
Tätigkeit und Entwicklung von Unternehmen,
die noch gegründet werden sollen oder erst
wenige Jahre aktiv sind, muss Schritt für
Schritt gut geplant werden. „Ein Business-
plan hilft, Schwächen und Risiken bereits vor
der Gründung zu identifizieren. Werden die-
se Probleme frühzeitig gelöst, wird die Um-
setzung schneller erfolgreich sein“, so Sylvia
Tiews, Leiterin des bundesweiten Grün-
dungswettbewerbs „start2grow“.
Helfen kann beim Aufstellen dieses Fahr-
plans in eine erfolgreiche unternehmerische
Zukunft neben diversen Gründerinitiativen
auch der Steuerberater. Er verfügt über In-
formationen zu Förderprogrammen, kann
die Tragfähigkeit der geplanten Finanzie-
rung seriös bewerten und wertvolle Tipps zu
einer optimalen steuerlichen sowie gesell-
schaftsrechtlichen Gestaltung von Verträgen
geben.
Akribische Zukunftsplanung.
Ein belast-
barer Businessplan erleichtert nicht nur die
Finanzierung, sondern dient idealerweise
gleich als umfassender Projekt-TÜV, bei
dem strategische und operative Aspekte der
Unternehmensführung teilweise sehr detail-
liert beleuchtet werden. Denn als entschei-
denden Grund, warum junge Betriebe schei-
tern, nennt Malte Brettel neben der
Kapitalbeschaffung die Fehleinschätzung
des Marktes. „Wichtig ist, dass der Firmen-
D
ie Kunden von Anke Domaske haben
ihre Muster zum Fressen gern. „Man-
che nehmen sie gleich in den Mund“,
erzählt die Chefin der Qmilch GmbH aus
Hannover von einem Messeauftritt.„Dann
brummen sie zustimmend ‚Hm‘.“ Was für
Nahrungsmittel nicht ungewöhnlich wäre –
aber die Mikrobiologin redet von der Heim-
textilienmesse in Frankfurt und bietet ihre
geschmeidigen weißen Fasern nicht zum Es-
sen an. „Man soll sie anziehen“, erklärt sie
und lacht. Die Kunden weben aus der von ihr
erfundenen Milchfaser unter anderem
Hemden, die nicht kratzen und die Haut von
Allergikern schonen. Sie verarbeiten sie zu
Bettwäsche und wollen daraus Lenkräder
für Autos machen. In der Medizintechnik
streben sie eine Zulassung als Wundaufla-
gen an. „Wir sprechen auch über die Mög-
lichkeit, Implantate aus der Faser herzustel-
len und Trägersubstanzen für Medikamente“,
berichtet Anke Domaske.
Grandiose Geschäftsidee.
Die 28-Jährige
hatte den Traum vieler Biologen: Für ein me-
dizinisches Problem eine Lösung zu finden.
Also entwickelte sie eine Faser, die Allergi-
ker oder Menschen mit geschwächtem Im-
munsystem gut vertragen, etwa nach einer
Chemotherapie. Und die ohne chemische
Zusätze von Natur aus antibakteriell wirkt.
„Das Material tötet beispielsweise Staphylo-
kokken, einen der gefährlichsten Kranken-
hauskeime“, sagt Domaske. Die von ihr er-
fundene Faser ist außerdem in nur einer
Stunde hergestellt, ohne Abfälle zu produzie-
ren. Wer seine Träume wahr werden lassen
will, muss aber zunächst erfolgreich in die
Selbstständigkeit starten. Viele Jungunter-
nehmer scheitern bereits nach kurzer Zeit,
da sie sich beim Personal- und Kapitalbedarf
verschätzen oder ihr Wachstum nicht finan-
zieren können. Mit der Zahl der Gründungen
stieg nach KfW-Berechnung im Jahr 2010
auch die Zahl jener Betriebe, die schnell
wieder dichtmachten. Die Anfangssterblich-
keit, also die Quote der Firmen, die innerhalb
von drei Jahren geschlossen werden, blieb
bei 30 Prozent. „Der Ausstieg geht in der Re-
gel mit einer Liquidation des Projekts einher,
nur selten erfolgen eine Übergabe an einen
Nachfolger oder ein Verkauf des Unterneh-
mens“, heißt es im Gründungsmonitor.
Vielen Jungunternehmern geht bereits kurz
nach dem Start die Puste aus, weil sie
Wer seine Träume wahr werden lassen will, muss
aber zunächst erfolgreich in die Selbstständigkeit
starten. Viele Jungunternehmer scheitern bereits
nach kurzer Zeit, da sie sich beim Personal- und
Kapitalbedarf verschätzen oder ihr Wachstum
nicht finanzieren können.