Seite 16 - AUSGABE_27___QUARTAL_1_2012

Basic HTML-Version

DAS QUARTAL 1.12
16
THEMEN IM FOKUS
Pflicht zur Übermittlung von Daten.
Regel-
mäßig müssen Unternehmen für verschie-
denste Zwecke Firmen- oder Personaldaten
an die Verwaltung übermitteln. Aufgrund na-
tionaler Gesetze und Verordnungen bestehen
zurzeit rund 10.000 Meldepflichten für Unter-
nehmen. Teilweise kommen die Unternehmen
Ihrer Meldepflicht nach, in dem sie Formula-
re per Hand ausfüllen. Durch das P23R-Prin-
zip soll der Datenaustausch nun deutlich ver-
einfacht werden.
Es umfasst Grundlagen und Methoden, die
den Datenaustausch zwischen Wirtschaft und
Verwaltung einfacher, sicherer sowie trans-
parenter gestalten und spezifiziert ein Infra-
strukturkonzept, auf dessen Grundlage Un-
ternehmen ihren gesetzlichen Informations-
und Meldepflichten in einer abgesicherten
Umgebung nachkommen können. Lösungen
auf Basis des P23R-Prinzips erstellen die
Meldungen und sorgen für eine Übermittlung
an die zuständigen Behörden.
Vermeidung von Mehrfachmeldungen.
Häufig
sind ähnliche Meldungen an verschiedene Ins-
titutionen abzugeben. Sämtliche Meldungen
müssen dabei separat bearbeitet werden, was
zu einem erheblichen Mehraufwand führt.
Unter der Federführung des Fraunhofer-
Instituts für Offene Kommunikationssysteme
werden im Auftrag des Bundesinnenministe-
riums die grundlegenden Funktionsprinzipien
sowie die Architekturen für deren IT-Umset-
zung erarbeitet. Ziel des P23R-Projekts ist es,
ein organisatorisches und informationstech-
nisches Bindeglied zwischen Unternehmen
und Verwaltung zu schaffen, das für beide
Seiten Aufwände reduziert und gleichzeitig zu
einer höheren Transparenz der Verfahren
führt. Ein langfristiges Ziel ist es, dass in Zu-
kunft bei jeder neuen Meldepflicht auch gleich
eine in P23R-Systemen ablauffähige Regel
zur Verfügung steht. Im Ergebnis würde da-
durch erreicht werden können, dass eine Mel-
dung für verschiedene Zwecke verwendet
werden kann. Thematisch ähnliche Vorgänge,
z. B. Meldepflichten, für die Daten zu den Ge-
hältern der Mitarbeiter zu erfassen und aus-
zuwerten sind, werden dann zu Prozessket-
tenbündeln zusammengefasst.
Neben den Vorteilen für die berichts-
pflichtigen Unternehmen erleichtert das
P23R-Prinzip auch das Meldewesen in den
Verwaltungen. Die Meldedaten können medien-
bruchfrei direkt in das Behördensystem ein-
gepflegt werden.
Kein weiteres Informationssystem.
Ein
wesentlicher Vorteil des P23R-Prinzips ist,
dass es sich nicht um ein weiteres Informati-
onssystem handelt, das von Unternehmen für
die Abwicklung von Informationspflichten ein-
geführt werden muss. Das P23R-Infrastruk-
turkonzept spezifiziert verschiedene Kompo-
nenten, um die existierende Lösungen ergänzt
oder auf deren Basis neue Lösungen für die
Abwicklung von Informationspflichten entwi-
ckelt werden können, die sich die Vorteile der
einheitlichen Datenpflege zunutze machen.
Durch die P23R-Lösung werden auch keine
zentralen Datenbestände aufgebaut. Insge-
samt werden unabhängig von der Unterneh-
mensgröße medienbruchfreie Prozesse zwi-
schen Wirtschaft und Verwaltung geschaffen,
ohne in die Datenautonomie der Unterneh-
men einzugreifen. Die Datenhoheit verbleibt
bei den Unternehmen und zur Weiterleitung
bestimmte Daten müssen vorher ausdrück-
lich freigegeben werden. Es werden nur die
Daten übermittelt, die für das jeweilige Mel-
deverfahren notwendig sind.
Elemente des P23R-Prinzips.
Die wesentli-
chen methodischen, organisatorischen und
technischen Elemente des P23R-Prinzips
sind ein modularer, zielgruppenorientierter
Methodenleitfaden und eine einheitliche Rah-
menarchitektur.
Der modulare, zielgruppenorientierte Me-
thodenleitfaden soll Entscheidungsträger in
E-Gouvernement und E-Business sowie Prak-
tiker und Prozessverantwortliche bei fach-
lichen, IT-architektonischen, sicherheitstech-
nischen, wirtschaftlichen sowie juristischen
Analyse- und Gestaltungsaufgaben für die
Umsetzung von Prozessketten unterstützen.
Er ist ab Dezember 2011 als Online-Plattform
frei verfügbar. Die Navigation durch den Me-
thodenleitfaden erfolgt anhand von Zielgrup-
pen, Anwendungsfällen, Modulen oder The-
mengebieten.
Die P23R-Rahmenarchitektur stellt einen
Bauplan für die Implementierung individueller
P23R-Lösungen dar. Sie definiert Anforderun-
gen, Eigenschaften, Schnittstellen und Kon-
ventionen und zeigt das Zusammenspiel der
verwendeten Datenmodelle, sodass Entwick-
ler von P23R-Lösungen eine Vorstellung über
ein mögliches Systemdesign bekommen. Da-
mit wird ein Gestaltungsspielraum für unter-
schiedliche P23R-Lösungen geschaffen, die
für den jeweiligen Unternehmenskontext ent-
wickelt und zugeschnitten werden können.
P23R: der Prozess-Daten-Beschleuniger
Ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Projekt bzw. entferntes Thema möchten wir Ihnen vorstellen, da es aus unserer Sicht
sehr interessante Inhalte hat: Die Maßnahme „Prozess-Daten-Beschleuniger“ aus dem IT-Investitionsprogramm
der Bundesregierung. Damit werden Unternehmen unterstützt, ihre gesetzlichen Meldepflichten effizient zu erfüllen.
Das Projekt P23R wurde im Auftrag des Bundesministeriums des Inneren bereits im Juni 2010 gestartet. 13 Partner aus
Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung erarbeiteten dabei die Grundlagen für die Gestaltung einfacher und medienbruchfreier
Meldeprozesse zwischen Unternehmen und Behörden.
Bei Fragen sprechen Sie bitte
Ihren zuständigen Steuerberater an.