Seite 14 - AUSGABE_27___QUARTAL_1_2012

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DAS QUARTAL 1.12
14
THEMEN IM FOKUS
Umfassend Daten sammeln.
Wie die Metall-
bau Obermaier GmbH sollten nach Meinung
von Helmut Haberl alle Betriebe agieren. „Zu
jedem Arbeitsschritt gehört eine Buchung“,
betont der Vorstand der Quest Consulting AG
in Rosenheim. „Eine solche Kostenträger-
rechnung ermöglicht rasche und realistische
Kalkulationen.“ Das erkennen immer mehr
Mittelständler, die ihre Zahlen systematischer
nutzen wollen, um die Leistung zu steigern.
Sie stehen jedoch vor der Herausforderung,
die richtigen Kennzahlen auszuwählen und
Daten so zusammenzusuchen und aufzube-
reiten, dass die Mitarbeiter sie schnell für ihre
Entscheidungen nutzen können. Laut einer
Befragung der Business Application Research
den Mitarbeitern die Be­reitschaft zur Umstel-
lung zu wecken.“ Zudem muss der Firmen-
chef konsequent Business Intelligence nut-
zen, wie das Prinzip des kontinuierlichen
Sammelns und Auswertens von Kennzahlen
zur Vorbereitung wichtiger Entscheidungen
genannt wird. Gleichzeitig müssen die Mitar-
beiter die Daten regelmäßig einpflegen. Pas-
siert das nicht, bilden die Informationen nicht
mehr die echte Situation ab. Analysiert der
Chef die Zahlen aber kontinuierlich und rich-
tig, kann er Kosten senken, Preise optimieren
und auf Basis harter Fakten mit Geschäfts-
partnern verhandeln. Dabei unterstützt wird
Obermaier von einem eigens für diese Aufga-
be eingestellten Controller.
D
en Wachstumsschmerz spürte Ste-
phan Obermaier da, wo ein Unterneh-
mer besonders empfindlich ist – beim
Geld. „Plötzlich zahlten immer mehr Kunden
in Teilbeträgen und erst nach längerem
Zögern“, erinnert sich der geschäftsführende
Gesellschafter der Metallbau Obermaier
GmbH aus Raubling-Reischenhart bei Rosen-
heim an die Zeit, als sein Betrieb einen regel-
rechten Auftragsboom erlebte. Kehrseite der
Medaille: Weil die rund 50 Beschäftigten
kaummit der Arbeit nachkamen, häuften sich
auf vielen Baustellen die Verzögerungen. Und
der früher relativ kontinuierliche Zahlungs-
eingang wurde unberechenbar.
Transparenter kalkulieren.
„Wir waren ein-
fach zu schnell gewachsen, und dabei hatte
der Kopf nicht mitgehalten“, gibt Obermaier
heute rückblickend zu. „Also mussten wir uns
damals erst einen guten Überblick verschaf-
fen, um wieder volle Leistung bringen zu kön-
nen.“ Zwar lagen dem Firmenchef viele be-
triebswirtschaftliche Daten vor – doch sie
wurden, wie so oft im Mittelstand, nicht ana-
lysiert. Also startete Obermaier Anfang 2010
ein umfassendes Projekt zur Zahlentranspa-
renz und modernisierte die Kalkulation. Seine
Beschäftigten ordnen seitdem die Arbeitszeit
zentral und zügig im System einem Auftrag
zu. So sieht der Unternehmer die Stunden
sowie Materialkosten jedes Projekts und kann
den Mitarbeitern genaue Vorgaben für ihre
Aufgaben machen. Damit das Ergebnis im
Plan bleibt, kennen seine Leute jetzt neben
dem Auftragsvolumen auch die für alle Tätig-
keiten kalkulierten Stundenzahlen und wis-
sen, wie schnell sie arbeiten müssen. Solche
Veränderungen funktionieren nicht automa-
tisch, wie Stephan Obermaier erfahren muss-
te: „Die größte Herausforderung ist es, bei
Business Intelligence:
Gehen Sie auf Erfolgskurs
Viele Mittelständler sammeln intensiv Daten zur Unternehmenssteuerung. Für nachhaltige Verbesserungen
müssen sie aber die entscheidenden Kennzahlen identifizieren und dann zielgerichtet analysieren.
Dabei hilft der Steuerberater.
Text: Midia Nuri
Ziele definieren:
Überlegen Sie zunächst, was die Zahlen messen sollen. Wollen Sie sich
etwa über die Marktsituation informieren, könnten helfen: Daten aus dem Auftragswesen
über die Topartikel, Daten aus dem Rechnungswesen über die Planerreichung, Daten aus
der Kostenrechnung über die Deckungsbeiträge, Daten aus dem Vertrieb über die Neukun-
denentwicklung.
Lücken schließen:
Analysieren Sie diese sinnvollen Kennzahlen auf mögliche Wissenslü-
cken. Manche Informationen bekommen Sie allerdings erst durch weitergehende Aktivitä-
ten, beispielsweise eine Befragung Ihrer Kunden zu deren Anforderungen. Die Ergebnisse
daraus müssen Sie falls nötig ebenfalls in konkret messbare Zahlen übersetzen.
Erfolge bewerten:
Klären Sie zweifelsfrei, dass jede der ausgewählten Kennzahlen auch
wirklich einen echten Erfolgsfaktor abbildet. Wenn Ursache und Wirkung zweifelhaft sind,
sollten Sie eine Zahl lieber verwerfen, als eventuell in die völlig falsche Richtung zu denken.
Experten konsultieren:
Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater darüber, welche Kennzah-
len für Ihren Betrieb wichtig sind und welche Auswertungen er Ihnen erstellen kann. Er
kann Sie auch bei der komplizierten Suche nach einer geeigneten Software für Business
Intelligence unterstützen.
Kennzahlen richtig auswählen
So verankern Sie die Business Intelligence im Betrieb